Kurier (Samstag)

ÜBER leben

- Guido Tartarotti guido.tartarotti@kurier.at

Ich habe mir gedacht, ich mache jetzt einmal etwas Anderes, ich teste Corona für Sie. Kurzfassun­g: Das können Sie auslassen. Das kann nix.

Meine Freundin hat das Virus aus der Arbeit nach Hause gebracht, was vielleicht gut gemeint war – aber ehrlich: Wirklich gebraucht haben wir es nicht, wir kamen ganz gut ohne zurecht. Nach zwei Tagen waren wir beide voll symptomati­sch, wie man heute sagt, lustigerwe­ise dauerte es weitere vier Tage, bis bei mir der Test anschlug und ich offiziell positiv war. Wie fühlt sich das an? Wie eine Mischung aus Grippe, schwerem Kater (nur ohne Party vorher) und dem Gefühl, von einem aus der Mongolei stammenden, 170 Kilo schweren Sumo-Kämpfer gemütlich in den Boden gestampft zu werden. Um einen lieben Freund (und brillanten Kabarettis­ten) zu zitieren, der zeitgleich das Vergnügen hatte: „Geschmacks­note mild für’n Oasch“.

Das Spaßige an der Krankheit: Sie denkt sich sehr individuel­le Überraschu­ngen aus. Meine Freundin hat Geschmacks­verlust, Schmerzen in den Gelenken, Fieber, Kopfweh, Halsweh. Ich habe das alles nicht, dafür aber Ohrenweh und Schmerzen im Kiefer. Wir teilen uns aber das Vergnügen von überschwem­mungsartig­em Schnupfen und heftiger Bronchitis. Am dritten Tag schaffe ich es, mir beim Husten die Rippen zu prellen. Außerdem kann ich das Wort „SarsCov2“niesen oder wechselwei­se das Telefonbuc­h von Heerenveen oder auch die Speisekart­e eines makrobioti­schen persischen Restaurant­s in Wien-Simmering. Beim Ausatmen mache ich lustige Geräusche: Die Bronchien rattern, die Nase pfeift, der Kehlkopf knurrt. Es ist definitiv zu laut, um zu schlafen. Weitere Nebenwirku­ngen: Meine Freundin hört Pumuckl-Kassetten, ich höre Florence Foster Jenkins auf Spotify. Meine Exfrau und meine Mutter sind so nett, uns mit Lebensmitt­eln zu versorgen. Und ich möchte mir nicht vorstellen, wie das ohne Impfungen ausgeschau­t hätte.

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