Militärkonvoi in Kiew geht in Angriffsposition über
Im Ukraine-Krieg dürfte eine neue Phase anlaufen
Truppenbewegungen. Einheiten scheinen Russische ihre Kräfte für einen erneuten Angriff auf die ukrainische Hauptstadt zu sammeln, auch von Osten ist mit einem Angriff zu rechnen.
Auch wenn der Vormarsch der Invasoren in den vergangenen Tagen ins Stocken geraten ist, sieht die Lage für die ukrainischen Streitkräfte nicht gut aus: Im Südosten des Landes droht eine Einkesselung, vor allem im Süden formieren sich russische Verbände für weitere Vorstöße.
Mariupol unter Feuer
Indes zieht die russische Armee ihren Belagerungsring um die Stadt Mariupol immer enger, bombardiert die Stadt weiterhin massiv. Fällt Mariupol, werden für die Offensive auf weitere Städte wie Kräfte Saporischschja frei. Doch bereits jetzt werden auch bisher verschonte Städte wie Dnipro bombardiert – der KURIER sprach mit einem Augenzeugen. Den ukrainischen Streitkräften bleibt derweil nur übrig, mit Gegenstößen – wie etwa in Charkiw – ein weiteres Vorrücken zu verhindern.
„Wir haben keine Pläne, ein anderes Land anzugreifen. Und wir haben auch die Ukraine nicht angegriffen.“
Was der russische Außenminister diese Woche nach dem Gespräch mit seinem ukrainischen Amtskollegen sagte, ist ein Widerspruch in sich. Genauer: Lässt man das russische Geschwurbel einmal beiseite, dass die vom Westen aufgehusste, Russland bedrohende Ukraine nur von Neonazis und entartetem Lebensstil befreit werden sollte, dann dreht die Lüge im zweiten Satz („haben nicht angegriffen“) den Inhalt des ersten („keine Pläne anzugreifen“) um.
Sprich: Wen wird Wladimir Putin als nächstes überfallen?
Das ist ja das Gefährliche an derWeltlagegerade:Wirhaben es nicht nur mit einem kleinen ehemaligen KGB-Agenten zu tun, der den Zusammenbruch der DDR und des Sowjetreiches nicht verwunden hat und gerade geopolitisch Revanche nimmt; der Russland zu alter Größe führen will; der Zivilisten niederbombt; der mit dem Z-Symbol auf Kriegsgerät und an Türen von Regimegegnern fatal an ein vergangenes Symbol erinnert, man weiß schon.
Wir haben es auch mit notorischen Lügnern zu tun, die sich auf ihrem Feldzug über den Westen lustig machen. Als alle Zeichen auf Sturm und Einmarsch der über Monate formierten russischen Truppen in die Ukraine standen und die USA fast auf den Tag genau den
Beginn des Verbrechens berechneten, warf Putin den USA „Hysterie“vor (sein Sprachrohr Karin Kneissl sprach von „Kriegseuphorie“des Westens) – kurz darauf überfiel Russland die Ukraine.
„Der Atomkrieg findet in den Köpfen des Westens statt“, sagte Sergej Lawrow kürzlich; „wir erfüllen alle unsere Verpf lichtungen“in Sachen Ölund Gaslieferungen, sagte nun Wladimir Putin – wenn man das alles vom Sinn her wie oben umdrehte: gute Nacht, Welt.
Bedrohung für Putin
Putin belügt aber vor allem auch das eigene Volk. Und zwar mit der Mär von der Bedrohung Russlands durch die nach Osten erweiterte NATO. Bei allen mitgelieferten Fehlern:
Die Verbreitung westlicher Werte – ökonomischer, demokratischer, ethischer – auf die ehemaligen Staaten des sogenannten „Ostblocks“hat den meisten von ihnen eine ungeheure Prosperität gebracht, vom Baltikum über Tschechien bis Ungarn. Im Vergleich zu Russland, das dank des Systems Putin Jahrzehnte hintennach hinkt. Das ist die eigentliche Bedrohung, nicht für Russland, sondern für Putin.
Die Zeit ist gerade an Hoffnungen arm. Aber dass die Menschen in Russland diese Lüge durchschauen und sich gegen den Verbrecher erheben, der sie weiter in tief-sowjetische Finsternis stößt, wäre vielleicht eine.