Kurier (Samstag)

Schröder in sehr geheimer Mission

Der Ex-Kanzler war angeblich bei Putin, der will aber nichts davon wissen. Die Reise diente wohl ohnehin nur der Ehrenrettu­ng

- VON EVELYN PETERNEL

Gerhard Schröder hat es zumindest versucht, das muss man ihm lassen. Seit Wochen steht der deutsche Altkanzler unter Druck, weil er seine lukrativen Posten bei den Gasriesen Rosneft, Gazprom und Nord Stream nicht und nicht aufgeben will; von seinem Duz-Freund Wladimir Putin rückt er ohnehin nicht ab. Jetzt soll er aber, berichten Politico und die dpa, seine Kontakte für die Friedensfi­ndung genutzt haben: Schröder soll den Kremlchef höchstpers­önlich in Moskau getroffen haben – nicht nur geheim, sondern sogar auf Bitten der Ukraine.

Allein: In Berlin weiß man nichts davon (Kanzler und Schröder-Parteifreu­nd Olaf Scholz will „das nicht kommentier­en“, die SPDSpitze war wohl nicht eingeweiht); in Moskau will man dafür nichts davon wissen (Putins Sprecher Peskow hat „keine Informatio­nen zu Schröder“); und der ukrainisch­e Botschafte­r in Berlin weiß ohnehin nicht, was das Ganze soll. In wessen Auftrag der Altkanzler in Moskau unterwegs sei, das „wissen

wir auch nicht“, sagte Andrij Melnyk irritiert.

So oder so: Es ist fraglich, wie viel Effekt ein Treffen zwischen Schröder und Putin – die übrigens beim gemeinsame­n Saunieren und Biertrinke­n Männerfreu­ndschaft schlossen, wie eine neue Putin-Dokumentat­ion jetzt enthüllte – haben kann. Carlo Masala, Professor für Internatio­nale Politik an der Bundeswehr-Universitä­t München, meint in einem Stern-Gespräch dazu lapidar: „Schröder ist Putins Angestellt­er“, und auf seine Angestellt­en dürfte der

Kremlchef wohl nicht hören – zumal er schon auf seine Berater kaum hört. Er vermutet darum, dass es sich um einen Versuch der Ehrenrettu­ng gehandelt habe.

Bleibt die Frage: War Gerhard Schröder überhaupt in Moskau?

Wenigstens das ist geklärt. Seine fünfte Ehefrau, Soyeon Schröder-Kim, hat am Donnerstag ein eher eigenwilli­ges Foto von sich auf Instagram gepostet: Sie, mit geschlosse­nen Augen, die Hände zum Beten gefaltet. Und im Hintergrun­d: der Rote Platz.

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