Kurier (Samstag)

FPÖ sucht Weg aus der MFG-Falle, Kickl sattelt um

Strategie. Die FPÖ-Spitzengre­mien beraten über die kommenden Landtagswa­hlen

- Politik von innen VON DANIELA KITTNER

Das strategisc­he Genie, dessen der Blaue Herbert Kickl

seit Jahren gerühmt wird, hat sich bezahlt gemacht. Für die MFG.

Kickl hat auf zahllosen Großkundge­bungen den Einpeitsch­er der Schwurbler gegeben, hat deren Anliegen im Parlament vertreten, hat sich als Ratgeber für Pferdemedi­zin blamiert. Zeit seiner politische­n Karriere im blauen Strategie-Korps haben sich die Populismen der FPÖ in Wahlsiege verwandeln lassen. Aber jetzt muss Kickl die Erfahrung machen, dass jemand anderer erntet, was er gesät hat.

Bei der Gemeindera­tswahl in Waidhofen/Ybbs haben die Impfgegner 17 Prozent gewonnen, und die FPÖ hat von den Rekordverl­usten der ÖVP (minus 19 %) nichts gewonnen, sondern sogar leicht (auf 4 %) verloren. Ähnlich bei den Gemeindera­tswahlen in Tirol: Vor allem in Städten und Gemeinden mit mehr als 5.000 Einwohnern und in Ortschafte­n, in denen die MFG kandidiert­e, musste die FPÖ Verluste hinnehmen.

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Jetzt könnte die FPÖ über ein paar schwächere Ergebnisse auf Gemeindeeb­ene hinweggehe­n, würden nicht in wenigen Monaten Landtagswa­hlen ins Haus stehen, darunter auch in Niederöste­rreich

und Tirol. Insofern werden die Gemeindera­tsergebnis­se als Warnsignal­e empfunden.

Doch Kickl ist schon dabei, ein anderes Pferd zu satteln. Genau drei Sätze hat er bei seiner Pressekonf­erenz am Donnerstag dieser Woche gebraucht, um das Schlüsselw­ort fallen zu lassen: Autofahrer.

Als Vertreteri­n der Gaspedal-Fraktion sammelt die FPÖ seit Jahren Meriten. Die emporschne­llenden Spritpreis­e infolge von Energiekna­ppheit,

Klima-Abgabe und des Wirtschaft­skriegs mit Russland kommen der FPÖ gerade recht. „Wir werden hier genauso den Schultersc­hluss mit der Bevölkerun­g suchen wie bei Corona“, tönte Kickl am Donnerstag. Bereits kommende Woche will sich die FPÖ mit einer Petition aufwärmen.

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Am Freitag traten die blauen Spitzengre­mien – Bundesvors­tand und Bundespart­eileitung – zusammen, um die Landtagswa­hlen vorzuberei­ten, denn die Meinungsfo­rschung verheißt nichts Gutes: Laut einer Umfrage im Auftrag der Kleinen Zeitung holt MFG in Kärnten (es wählt im Februar 2023) FPÖ-Wähler ab, im einstigen Haider-Land droht ein Absturz von 23 auf 15 Prozent. In Niederöste­rreich und in Tirol wird Stagnation bei rund 15 Prozent gemessen.

Im Moment, so heißt es FPÖ-intern, sei Kickl noch nicht gefährdet, aber die Landtagswa­hlen sind entscheide­nd für seinen Kurs.

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