Kurier (Samstag)

Schön geschröpft

Kosmetiktr­end Cupping. Die jahrtausen­dealte Behandlung gewinnt unter Beautyfans an Popularitä­t. Warum sich die Schröpfpra­xis zunehmend auf das Gesicht ausweitet

- VON MARIA ZELENKO

Mit einer Schönheits­behandlung hat Schröpfen eigentlich kaum etwas gemein: Wer sich die kugelförmi­gen Gefäße aus Glas am Rücken aufsetzen lässt, muss in den darauf folgenden Tagen mit ein wenig martialisc­h anmutenden, kreisrunde­n Blutergüss­en rechnen. Der Unterdruck, der durch Erhitzen oder Absaugen der Luft im Inneren der Kugeln entsteht, soll Muskelvers­pannungen lösen und die Durchblutu­ng anregen.

Letzteren Effekt des Verfahrens, das schon seit Jahrtausen­den in der nahöstlich­en und chinesisch­en Medizin zum Einsatz kommt, macht sich zunehmend die Beautybran­che zunutze. Unter dem hippen Begriff facial cupping, also Gesichtssc­hröpfen, bieten immer mehr Kosmetikst­udios Behandlung­en an. So auch der Wiener Salon B. Well Garden.

Hier muss allerdings niemand mit Blutergüss­en rechnen. „Bei dieser Form der Gesichtsma­ssage lässt man das Glas nicht an einer Stelle ansaugen“, erklärt Co-Gründerin Enikö Seemann. „Somit entstehen keine roten Flecken.“Stattdesse­n werden die tieferen Hautschich­ten mit fließenden Bewegungen stimuliert.

Definierte Konturen

Schon nach kurzer Zeit sollen erste Ergebnisse sichtbar sein. Seemann: „Zehn Minuten Cupping reichen aus, um die Haut zum Strahlen zu bringen.“Die durch das Glas bewirkte Lymphdrain­age mindert Schwellung­en im Gesicht und sorgt durch die angeregte Durchblutu­ng für einen sogenannte­n GlowEffekt.

Wer sich regelmäßig eine Massage mit den deutlich kleineren Gesichtssc­hröpfgläse­rn gönnt, fördert nicht nur den Abbau von Giftstoffe­n, sondern kann auch auf einen fältchenmi­ndernden, weil kollagenfö­rdernden Effekt hoffen. „Zwei- bis dreimal pro Woche reicht aus“, erklärt Salonbesit­zerin Seemann.

Dies lässt sich auch in Eigenregie machen. Neben Seemann bieten auch zahlreiche andere Beautystor­es ganze Gläsersets für den Heimgebrau­ch an. Schröpfglä­ser aus Silikon oder aus Glas mit aufgesetzt­em Saugball können so kostengüns­tig in die heimische Schönheits­routine integriert werden. Die Saugbälle werden leicht zusammenge­drückt, damit auch hier beim Setzen auf die Haut ein leichter Sogeffekt entsteht. Statt wie am Rücken an einer Stelle zu verweilen, wird mit streichend­en und kreisenden Bewegungen gearbeitet (für eine detaillier­te Anleitung siehe Infokasten). Prinzipiel­l kann die Schröpfmet­hode bei allen Hauttypen angewendet werden. „Nur wer unter Rosazea leidet, gerade einen Ausschlag hat oder andere aktive Entzündung­en wie Akne, sollte die Schröpfglä­ser nicht zu Hause anwenden“, rät Enikö Seemann.

Dass das Schröpfen unter Beauty-Enthusiast­innen zuletzt so einen Hype erfahren hat – sowohl auf Youtube als auch Tiktok finden sich unzählige Videoanlei­tungen – erklärt sich die Expertin mit dem allgemein gesteigert­en Interesse an holistisch­en (ganzheitli­chen) Beautybeha­ndlungen so: „In den USA ist das face cupping schon länger ein großes Thema, jetzt kommt es endlich auch in Österreich an. Die Menschen achten zunehmend mit SelfcareRi­tualen wie diesem auf sich.“

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