Schön geschröpft
Kosmetiktrend Cupping. Die jahrtausendealte Behandlung gewinnt unter Beautyfans an Popularität. Warum sich die Schröpfpraxis zunehmend auf das Gesicht ausweitet
Mit einer Schönheitsbehandlung hat Schröpfen eigentlich kaum etwas gemein: Wer sich die kugelförmigen Gefäße aus Glas am Rücken aufsetzen lässt, muss in den darauf folgenden Tagen mit ein wenig martialisch anmutenden, kreisrunden Blutergüssen rechnen. Der Unterdruck, der durch Erhitzen oder Absaugen der Luft im Inneren der Kugeln entsteht, soll Muskelverspannungen lösen und die Durchblutung anregen.
Letzteren Effekt des Verfahrens, das schon seit Jahrtausenden in der nahöstlichen und chinesischen Medizin zum Einsatz kommt, macht sich zunehmend die Beautybranche zunutze. Unter dem hippen Begriff facial cupping, also Gesichtsschröpfen, bieten immer mehr Kosmetikstudios Behandlungen an. So auch der Wiener Salon B. Well Garden.
Hier muss allerdings niemand mit Blutergüssen rechnen. „Bei dieser Form der Gesichtsmassage lässt man das Glas nicht an einer Stelle ansaugen“, erklärt Co-Gründerin Enikö Seemann. „Somit entstehen keine roten Flecken.“Stattdessen werden die tieferen Hautschichten mit fließenden Bewegungen stimuliert.
Definierte Konturen
Schon nach kurzer Zeit sollen erste Ergebnisse sichtbar sein. Seemann: „Zehn Minuten Cupping reichen aus, um die Haut zum Strahlen zu bringen.“Die durch das Glas bewirkte Lymphdrainage mindert Schwellungen im Gesicht und sorgt durch die angeregte Durchblutung für einen sogenannten GlowEffekt.
Wer sich regelmäßig eine Massage mit den deutlich kleineren Gesichtsschröpfgläsern gönnt, fördert nicht nur den Abbau von Giftstoffen, sondern kann auch auf einen fältchenmindernden, weil kollagenfördernden Effekt hoffen. „Zwei- bis dreimal pro Woche reicht aus“, erklärt Salonbesitzerin Seemann.
Dies lässt sich auch in Eigenregie machen. Neben Seemann bieten auch zahlreiche andere Beautystores ganze Gläsersets für den Heimgebrauch an. Schröpfgläser aus Silikon oder aus Glas mit aufgesetztem Saugball können so kostengünstig in die heimische Schönheitsroutine integriert werden. Die Saugbälle werden leicht zusammengedrückt, damit auch hier beim Setzen auf die Haut ein leichter Sogeffekt entsteht. Statt wie am Rücken an einer Stelle zu verweilen, wird mit streichenden und kreisenden Bewegungen gearbeitet (für eine detaillierte Anleitung siehe Infokasten). Prinzipiell kann die Schröpfmethode bei allen Hauttypen angewendet werden. „Nur wer unter Rosazea leidet, gerade einen Ausschlag hat oder andere aktive Entzündungen wie Akne, sollte die Schröpfgläser nicht zu Hause anwenden“, rät Enikö Seemann.
Dass das Schröpfen unter Beauty-Enthusiastinnen zuletzt so einen Hype erfahren hat – sowohl auf Youtube als auch Tiktok finden sich unzählige Videoanleitungen – erklärt sich die Expertin mit dem allgemein gesteigerten Interesse an holistischen (ganzheitlichen) Beautybehandlungen so: „In den USA ist das face cupping schon länger ein großes Thema, jetzt kommt es endlich auch in Österreich an. Die Menschen achten zunehmend mit SelfcareRitualen wie diesem auf sich.“