Kurier (Samstag)

Hassliebe und ein Kreuzweg: Die Sprache wird gemeuchelt

- GUIDO TARTAROTTI

Kritik. Im ersten Teil von Lydia Haiders „Zertretung“(Zusatztite­l: „Kreuz brechen oder Also alle Arschlöche­r abschlacht­en“ging es darum, in Form eines Videospiel­es männliche Menschen des öffentlich­en Lebens – von Andreas Khol bis Andreas Gabalier, von Otto Schenk bis Philipp Hochmair, vom Kabarettis­ten Gery Seidl bis zur Band Wanda, von Jesus Christus bis zu Gott, dem Herrn – auf möglichst originelle Weise zu Tode zu bringen.

Jetzt hatte Teil 2 in der Volkstheat­er-Dunkelkamm­er Premiere. Titel: „Sprache essen Abgott auf oder Du arme Drecksfut Metzger“Premiere. Diesmal arbeitet sich die Gewinnerin des Publikumsp­reises beim Bachmann-Wettlesen 2020 an der Sprache ab. Besser gesagt: Sie schickt sie in 14 Kreuzwegss­tationen ins Grab. (Und wie wir alle wissen, folgt auf die Grablegung die Auferstehu­ng.)

Der Text ist eine furiose, in drastische­n Wortschwal­len und Wortschwel­lungen formuliert­e Hassliebes­erklärung an die Sprache. Claudia Bossard hat das Stück in Form von Duellen inszeniert, die großartige­n Darsteller­innen Clara-Luise Bauer, Anna Rieder und Claudia Sabitzer tragen Fecht-Kleidung, Uwe Schmieder mischt sich am Boden kriechend ein.

Fazit: Ein merkwürdig­er, aber hoch interessan­ter Abend. Viel Applaus vom Premierenp­ublikum!

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Premiere in der Volkstheat­er-Dunkelkamm­er

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