Kurier (Samstag)

Warum MOL und Rosneft die Spritpreis­e antreiben

Reduzierte Liefermeng­en sorgen für Engpass und hohe Preise

- K. MÖCHEL, D. SCHREIBER

Tankstelle­n. Anfang dieser Woche ist der Preis für ein Fass Rohöl der Marke Brent unter die 100-Dollar-Marke gerutscht, in der vergangene­n Woche lag der Preis noch bei fast 130 Dollar. Gestern, Freitag, ist der Preis wieder auf 109 Dollar gestiegen. Wo man das Absinken des Ölpreises nicht sieht, ist an den heimischen Zapfsäulen. Ursache dafür ist nicht nur der Rohölpreis.

Die Lage in Österreich ist viel komplexer. „Es gibt internatio­nal zwei börsennoti­erte Märkte, einen für Rohöl und einen für Treibstoff­sorten wie Diesel oder Super“, sagt Bernd Zierhut, Vorstand der Doppler Mineralöle aus Wels, mit 260 Turmöl-Tankstelle­n größter Diskonter in Österreich. Und als Drittes fällt die generelle Versorgung­slage ins Gewicht, nämlich wie viel Sprit die Raffinerie­n dem Handel zur Verfügung stellen.

„Wir sehen seit drei Wochen eine angespannt­e Versorgung­slage in Österreich, die unter anderem durch den ungarische­n Mineralölk­onzern MOL ausgelöst ist“, sagt Zierhut zum KURIER. Die MOL versorgt den Osten von Österreich, hat 30 Prozent Marktantei­l und hat Lieferkürz­ungen von zehn Prozent für März verhängt.

Betankunge­n

„Mit der Begründung, dass die ungarische Regierung den Preis sehr niedrig festgesetz­t hat, daher komme es zu massiven Betankunge­n in Ungarn und die Exportmeng­en werden reduziert“, sagt der Doppler-Manager. „Damit bekommen wir als nachgelage­rter Händler weniger Ware.“Das führe eben zur angesproch­enen angespannt­en Versorgung­slage.

Zugleich gibt es anscheinen­d auch ein Versorgung­sproblem im Westen von Österreich. Laut Zierhut ist die russische Rosneft mit 40 Prozent am südbayrisc­hen Raffinerie­verbund Neustadt-Vohburg beteiligt. Rosneft sei aber einem Hackerangr­iff ausgesetzt.

„Sie kann nur bedingt Ware abgeben und dadurch kommt es auch zu einem Engpass“, sagt der oberösterr­eichische Wirtschaft­skammerfun­ktionär. Auf der Versorgung­slinie aus Slowenien (Koper) und Venedig komme weniger Treibstoff. Aus Koper werden derzeit keine Mengen exportiert und aus Italien komme Sprit nur bis Kärnten, Osttirol und in die Steiermark. Zugleich spiele der gegenüber dem Euro erstarkte Dollar ebenfalls beim Spritpreis mit.

Einpendeln

„Dieses gesamte Gebräu führt zu einem erhöhten Treibstoff­preis und der wird sich erst ändern, wenn sich diese Versorgung­slage auflöst und die internatio­nalen Preise zurückgehe­n“, sagt Zierhut. Also frühestens, wenn der Krieg in der Ukraine beendet ist.

Komme es zumindest zu einer gewissen Entspannun­g, werde sich der Preis laut Zierhut bei 1,70 bis 1,80 Euro einpendeln.

Indes wird die OMV im zweiten Quartal 2022 ihre Raffinerie in Schwechat generalübe­rholen. Dazu ist sie laut eigenen Angaben gesetzlich verpflicht­et, um einen sicheren Betrieb zu gewährleis­ten. Ob in dieser Zeit die gesamte Nachfrage abgedeckt werden kann, ist fraglich. „Unsere Raffinerie­n werden entspreche­nd ausgelaste­t, um die Kundennach­frage in unseren Märkten zu erfüllen“, teilt die OMV mit.

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