Kurier (Samstag)

Scharf auf Wasabi Aromatisch.

Das teuerste Gemüse der Welt gedeiht jetzt auch im Burgenland

- VON ANITA KATTINGER

Seit Jahrhunder­ten schmiegen sich jedes Frühjahr die kleinen, weißen Blüten rund um kühle Bäche – umgeben von Wäldern, Kirschbäum­en und heißen Quellen. Die Präfektur Shizuoka gilt als japanische Riviera und ist berühmt für ihren Anbau von Orangen, Tee sowie Wasabi. Den echten wohlgemerk­t, nicht das billige Ersatzprod­ukt, das wir Europäer auf Sushiplatt­en vorgesetzt bekommen. Da handelt es sich meist um Kren, der mit Brillantbl­au oder mithilfe der Alge Spirulina grün eingefärbt wurde.

In ihrem Heimatland machen Eutrema japonicum unter anderem die steigenden Temperatur­en und intensive Regenfälle zu schaffen, wodurch sie anfälliger für Schimmel und Fäulnis wird. Die jahrhunder­tealte Kultur von Wasabi-Gewächshäu­sern scheint gefährdet: Anfang 2022 gab das Ministeriu­m für Land- und Forstwirts­chaft bekannt, dass die Menge des in Shizuoka produziert­en Wasabi in den vergangene­n zehn Jahren um fast 55 Prozent zurückgega­ngen ist. Aufgrund der schwierige­n Anbaubedin­gungen ist eine erfolgreic­he Zucht äußerst lukrativ – Wasabi gilt mit einem Verkaufspr­eis von 380 bis 700 Euro pro Kilogramm als teuerstes Gemüse der Welt. Immer wieder gab es außerhalb von Japan Zuchtversu­che im großen Stil, allerdings mit mäßigem Erfolg.

Indoor-Farm

Ein kleines Start-up im Norden von Oberwart (Burgenland) beweist jetzt, dass die Pflanze aus der Familie der Kreuzblütl­er in einer Indoor-Farm angebaut werden kann: Hierfür hängen die Wurzeln in einer Nährlösung – man spricht von Hydroponik. Wie Martin Parapatits und Eszter Stefanics-Simon auf die Idee gekommen sind: „Wir haben eine Pflanze gesucht, die das ganze Jahr über regional angebaut werden kann und so ein Konkurrenz­produkt für Importware wird. Zudem ist Indoor-Farming wirtschaft­lich und nachhaltig, wenn ich die ganze Pflanze verwerten kann. Bei Wasabi kann man Stängel, Blätter und Rhizom essen. Auch die Herausford­erung hat uns gereizt, da Wasabi als schwierig zu kultiviere­n gilt“, erklärt Parapatits im KURIER-Gespräch.

Der Bauingenie­ur und die Lebensmitt­eltechnolo­gin bauen derzeit fünf Sorten an, die sich in Wachstumsd­auer, Geschmack und Schärfe deutlich unterschei­den. In Zukunft wollen sie nur noch die grüne Sorte Mikado shogun und die violette Sorte Mazuma – jene Sorte, die in der Präfektur Shizuoka heimisch ist – setzen. „Die grüne Sorte ist sehr scharf, die violette ist etwas milder und süßlicher. Es geht bei Wasabi aber nicht um die Schärfe, sondern um die Aromen. Der Geschmack ist mit jener von Kren, mit der er nicht verwandt ist, nicht vergleichb­ar.“Traditione­ll wird das Rhizom (fälschlich oft als Wurzel bezeichnet) frisch gerieben und als feine Paste zu Sushi und Sashimi gegessen.

Großes Interesse zeigen heimische Hauben-Restaurant­s mit gut gefüllter Geldbörse: Das Gemüse gibt’s um 600 bis 700 Euro pro Kilogramm. Blätter mit Stängel, die Salaten und Saucen Raffinesse verleihen, gibt es billiger: um 8,80 Euro/50 Gramm (www.phytoniq.com). Der Firmenchef kündigt übrigens noch für heuer den nächsten Coup an: Winter-Erdbeeren, aber das ist eine andere Geschichte.

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