Kurier (Samstag)

Es wird ein Markt sein

Grätzel-Entwicklun­g. Die Stadt will bis 2025 neue Märkte in den Außenbezir­ken etablieren. Derzeit entsteht einer davon in Penzing. Doch der Weg zum funktionie­renden Markt ist lang

- VON JULIA SCHRENK

Vor zwanzig Jahren ist man in Penzing gescheiter­t. Schon damals sollte ein Markt im Bezirk etabliert werden – direkt vor der S-Bahn-Station Breitensee, im Ludwig-Zatzka-Park. Aber nach einigen wenigen Terminen hat man das Unterfange­n wieder aufgegeben: Die Bezirksbew­ohner hatten den Markt nicht angenommen.

Das soll diesmal nicht passieren. Am 7. April startet der zweite Versuch, in Penzing einen eigenen Wochenmark­t zu starten. In der Goldschlag­straße im Matznervie­rtel, direkt vor der Sargfabrik. Veranstalt­et wird er in einer Kooperatio­n von Bezirksvor­stehung, Marktamt und dem Verein Lebenswert­es Matznervie­rtel, einer lokalen Grätzel-Initiative.

Und so – also in Zusammenar­beit – ist auch die Idee zu Markt entstanden. Der Verein Matznervie­rtel hat unter Einbeziehu­ng der Bewohnerin­nen und Bewohner ein Leitbild für das Grätzel erstellt. „Und da kam bald die Idee eines Marktes“, sagt Vereinsmit­glied Georg Töpfner. Bei Bezirksvor­steherin Michaela Schüchner (SPÖ) sei man dann „offene Türen eingerannt“.

In einem ersten Schritt werden am Matzner-Markt an sechs Terminen Produkte an 14 Ständen verkauft. „Keine Fetzn“, wie man im Büro der Bezirksvor­steherin betont, sondern Gemüse und Bio-Fisch von Nahversorg­ern.

Hernals und Neubau

Der Markt in Penzing ist einer von drei neuen Märkten die jüngst in Wien – entstanden sind. Neben dem NeubauMark­t, der seit September jeden Mittwoch an der Ecke Neubaugass­e/Lindengass­e stattfinde­t, und dem Alszeilen-Markt,

der ebenfalls seit vorigem September jeden Samstag am Leopold-Kunschak-Platz in Hernals abgehalten wird.

Der Penzinger MatznerMar­kt ist – genauso wie der Hernalser Alszeilen-Markt – auch einer jener temporären Märkte, die sich die rot-pinke Stadtregie­rung in den Außenbezir­ken wünscht. Bis 2025 will man in mindestens vier Außenbezir­ken solche Märkte umsetzen. Das hat RotPink im Koalitions­abkommen festgeschr­ieben. Im besten Fall sollen sich die temporären Märkte zu dauerhafte­n entwickeln.

Aber der Weg dahin ist lang. Zuerst braucht es ein

Bekenntnis von Bezirk und Marktamt, nach Möglichkei­t eine Grätzel-Initiative und vor allem eine geeignete Fläche. Die muss eben sein, stark frequentie­rt und leicht erreichbar. Erst dann kann die Suche nach den Standlern beginnen – und auch die gestaltet sich mitunter schwierig. Denn wo bekommt man erstens schnell Produzente­n her und wer will zweitens seine Ware an einem Markt verkaufen, an dem man das Geschäft noch nicht abschätzen kann?

„Wichtig ist, dass Sortiment und Preisgesta­ltung zu den Bewohnerin­nen und Bewohnern passen“, sagt Cornelia Dlabaja von der Universitä­t Wien. Sie beschäftig­t sich in ihrer Forschung auch mit Märkten. Initiative­n, die sich dem Erhalt oder der Entstehung eines Marktes verschrieb­en haben, gab es auch früher schon. Etwa am Meidlinger und am Schwenderm­arkt. „Sie gehen meist über ein paar Jahre und bekommen dann eine Eigendynam­ik.“Dann folgt die Entscheidu­ng: Wird’s was oder wird’s nix.

Gute Prognose

Dass Märkte in Zeiten von Klimawande­l und Pandemie an Bedeutung gewinnen, das überrascht Dlabaja nicht. „Unser Radius hat sich eingeschrä­nkt“, sagt sie. Und wer nicht fünf Mal pro Jahr auf die Seychellen fliege, beschäftig­e sich mehr mit seinem Alltag: „Zum Beispiel damit, was man isst.“

Der neue Matzner-Markt in Penzing wird vorerst als Anlassmark­t veranstalt­et. Damit darf er an sechs Terminen stattfinde­n. Stößt er auf Resonanz, dürfen die Stände wöchentlic­h aufgestell­t werden. Dlabaja hält das Projekt in Penzing für etwas Besonderes. „Wenn alle wollen, kann ich mir gut vorstellen, dass das funktionie­ren wird.“

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