Kurier (Samstag)

Strenge Regeln für mehr Sicherheit

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Neue Richtlinie­n. Auf Medizinpro­dukte und In-vitro-Diagnostik­a kann bei der medizinisc­hen Versorgung von Patienten im Spital oder in der Arztpraxis nicht verzichtet werden. Damit sie ihre vielen Vorteile in der Diagnose und Behandlung auch ausspielen können, müssen sie sicher, leistungsf­ähig und hochwirksa­m sein

Wer krank ist, sollte nicht noch dem zusätzlich­en Risiko ausgesetzt sein, dass er mit Produkten behandelt wird, die möglicherw­eise mehr Schaden als Nutzen anrichten. Daher stehen Hersteller und Vertreiber von Medizinpro­dukten und In-vitroDiagn­ostika in Österreich dafür ein, dass die Produkte, die beim Patienten ankommen, höchste Sicherheit­sstandards und Qualitätsk­riterien erfüllen.

Medizinpro­dukte werden in der Diagnose und Therapie eingesetzt. Das sind zum Beispiel Geräte in der Chirurgie oder Intensivme­dizin wie etwa zur Beatmung oder zur Überwachun­g von lebensnotw­endigen Körperfunk­tionen. Auch Implantate – von der Hüfte bis zum Zahn – sind Medizinpro­dukte. Außerdem zählen Produkte wie Spritzen, Tupfer, Verbände oder OPMaterial dazu. In-vitro-Diagnostik­a sind besondere Medizinpro­dukte. Sie werden zu Untersuchu­ngen von Proben eingesetzt, die aus dem Körper entnommen werden. Das ist zum Beispiel Blut, Speichel oder Samenflüss­igkeit. Aktuell sind In-vitroDiagn­ostika in aller Munde, denn auch Coronatest­s gehören zu dieser Produktgru­ppe.

Der Rahmen für mehr Qualität und Sicherheit

In Österreich regelte bisher das sogenannte „Medizinpro­duktegeset­z“, wie ein Produkt funktionie­ren muss, was es leisten muss und wie es angewendet werden darf, um sicher und wirksam bei der Behandlung eines Patienten eingesetzt zu werden. Seit Mai 2021 hat die Europäisch­e Union einen einheitlic­hen, strengeren rechtliche­n Rahmen vorgegeben, um sicherzust­ellen, dass überall in Europa die gleich hohen Versorgung­sstandards eingehalte­n werden. Gleichzeit­ig wurden die Vorschrift­en deutlich verschärft, damit „schwarze Schafe“am Markt keine Chance mehr haben. Heimische Medizinpro­dukteUnter­nehmen waren und sind gefordert, jeden Tag Höchstleis­tungen zu erbringen, um diese strengen Regeln zu erfüllen. Viel Zeit und Geld muss aufgebrach­t werden, um die aufwendige­n Zulassungs­verfahren zu durchlaufe­n. „Hier braucht es zum Beispiel umfangreic­he Studien, bevor ein Produkt überhaupt auf den Markt kommen darf – aber auch danach, wenn es bereits in der Anwendung ist, muss laufend überwacht werden, ob die Produkte halten, was sie verspreche­n“, erklärt KommR Mag. Aleschen xander Hayn, MBA, Obmann des Gremiums des Foto-, Optik- und Medizinpro­duktehande­ls in der Wirtschaft­skammer Wien.

„In der Pandemie haben wir gesehen, wie wichtig die strengen Regeln sind, auf die man sich als Patient und als Anwender verlassen können muss. Es gab Trittbrett­fahrer, die mit gefälschte­n Produkten das Leben der Men… aufs Spiel gesetzt haben. Masken, die keinen Schutz bieten, oder Tests, die keine Aussagekra­ft haben, dürfen im Gesundheit­swesen keinen Platz haben“, betont Hayn nachdrückl­ich, denn: „Es geht um die Gesundheit und das Leben von Patienten!“

Arbeitsplä­tze schaffen

Dass die strengen Regeln nicht nur Vorteile bringen, erklärt der Obmann ebenfalls: „Die strengen Zulassungs­prüfungen sind derzeit ein Nadelöhr, denn es fehlen die erforderli­chen Stellen und auch die erfahrenen Experten – damit wird der medizinisc­he Fortschrit­t gebremst.“Experten schätzen, dass so wichtige neue Medizinpro­dukte erst um einige Jahre später auf den Markt kommen. Aber auch etablierte und bewährte Produkte müssen diese Verfahren ebenfalls durchlaufe­n und könnten so vom Markt verschwind­en, weil sich der Aufwand für die Zulassunge­n einfach nicht rechnet.

Chancen sieht Hayn aber dennoch für Österreich: „Wir müssen dafür sorgen, dass wir für diese Prozesse hochqualif­iziertes Personal im Land halten und für die Branche anwerben. So können wir Arbeitsplä­tze schaffen, den Wirtschaft­sstandort langfristi­g sichern und den Patienten sichere und hochwertig­e Produkte zur Verfügung stellen.“

„Es geht um die Gesundheit und das Leben von Patienten!“

KommR Mag. Alexander Hayn, MBA, Obmann des Gremiums des Foto-, Optikund Medizinpro­duktehande­ls in der Wirtschaft­skammer Wien

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