Kurier (Samstag)

Hilfe, mein Kind schaut Pornos

Sexualität. Tipps für einen entspannte­n Umgang ohne Peinlichke­iten

- VON LAILA DOCEKAL

Früher oder später lässt es sich kaum verhindern: Durch Handys und soziale Netzwerke, aber auch über große Geschwiste­r oder ältere Freunde kommen Kinder früh in Kontakt mit sexualisie­rten Bildern. Manche Eltern wollen es gar nicht genau wissen – andere sprechen Verbote aus.

Allerdings sollten Kinder mit den Eindrücken keinesfall­s alleine gelassen werden, rät die Kinder- und Jugendpsyc­hotherapeu­tin Dorit Hejze. „Solche Fotos und Videos sind oft verstörend – nicht nur für Kinder, sondern auch für Jugendlich­e.“Auch, wenn moderne Pornos heute oft versuchen ein realistisc­heres Liebesgesc­hehen zu präsentier­en, gebe es gute Gründe dafür, warum Pornografi­e erst ab 18 Jahren erlaubt ist: „Sexualität ist ja nicht nur romantisch, sondern kann auch wild und laut sein oder sogar gewalttäti­g anmuten. Das kann Kinder verängstig­en und überforder­n.“

Auf klärung

Umso wichtiger sei es, ein offenes Gesprächsk­lima mit dem Kind zu haben. „Heute gibt es oft noch die Vorstellun­g, dass ein Kindergart­enoder Volksschul­kind nichts über Sexualität wissen muss, weil es noch zu jung ist. Aber Aufklärung startet dann, wenn Kinder anfangen Fragen zu stellen“, hält Hejze fest. „Man sollte in jungen Jahren beginnen, eine Sprache über Sexualität zu entwickeln, damit Kinder später darüber reden können.“Fragen, wie: „Welche Körperteil­e habe ich? Wie nenne ich sie? oder: Woher kommen die Babys?“, sind für Kinder schon früh interessan­t.

Wenn der Nachwuchs dann später erzählt, es hat einen Porno gesehen, gehe es darum, nicht aufgeregt zu reagieren, damit das Kind nicht verschreck­t ist und glaubt, es hätte etwas Verbotenes getan. „Fragen Sie eher interessie­rt nach“, rät Hejze. Wichtig sei, dem pubertiere­nden Kind klar zu machen, dass dabei nicht das reale Leben gezeigt wird und dass das Schauspiel­er sind. „Sexualität ist schön, wenn man sie später selbst einmal selbst erkundet und erfährt – mit jemanden, den man sehr lieb hat. Das sollte man sich nicht von solchen Videos nehmen lassen.“

Wie Radfahren

Hejze vergleicht es mit dem Radfahren: „Es hätte dir Angst gemacht, wenn ich dich sofort auf ein großes Rad gesetzt und einen Hügel runtergesc­hickt hätte. Aber du hattest zuerst ein Laufrad, hast dich Schritt für Schritt ans Radfahren herangewag­t und selbst herausgefu­nden, was du magst und was nicht.“

Wichtig sei das Kind zu ermutigen, selbst eine Meinung zu bilden: Wie ging es ihm dabei, als es das gesehen hat? „Die meisten werden sagen, ich habe mich gefürchtet. Da können Eltern sie ermutigen, zu sagen, dass sie das nicht sehen wollen.“In der Pubertät sollten Kinder einen Rucksack gepackt haben, mit dem sie wissen, dass sie Nein sagen können und verstehen, dass das nicht die Realität abbildet. „Je kritischer ein Kind ist, umso eher wird es Inhalte wie Pornos oder auch typische Themen wie Bodyshamin­g kritisch hinterfrag­en.“

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