Kurier (Samstag)

„Komödien sind in diesen Zeiten wichtig“

Valerie Huber steigerte mit „Klammer“und „Kitz“ihren Bekannthei­tsgrad hierzuland­e ungemein. Nun wurde der Karrieresp­rung mit einer ROMY-Nominierun­g schon einmal leicht vergoldet

- VON PETER TEMEL

„Ich war noch nie für etwas nominiert und freue mich dementspre­chend sehr, bei der ROMY nominiert zu sein“, sagt Valerie Huber, herzerfris­chend ehrlich. Die Nominierun­g sei „wirklich sehr überrasche­nd“gekommen. „Ich hab die ersten zwei Tage niemandem etwas davon erzählt, bis meine Agentur nachgefrag­t hatte, weil ich dachte, dass ich verwechsel­t wurde“, erzählt sie lachend.

Die Befürchtun­g war freilich unbegründe­t. Den Hubers Schauspiel­karriere hat zuletzt einen fast senkrechte­n Verlauf nach oben genommen. Mit „Klammer – Chasing the Line“hatte die 26Jährige ihren ersten großen Auftritt in einem heimischen Kinofilm. Als damals noch frische Liebe des in Innsbruck 1976 zum Ski-„Kaiser“gekrönten Franz Klammer. Und in der Young-Adult-MisterySer­ie „Kitz“auf Netflix spielte sie eine Hauptrolle: Ein biestiges Instagram/Influencer­Model aus Deutschlan­d, das das heimische Ski-Mekka Kitzbühel aufmischen will.

Die Rolle der Vanessa fand sie sehr spannend. Huber: „Ich denke, dass es genau diese Vielschich­tigkeit und Mehrfarbig­keit ist, die Schauspiel­er oft in einer Rolle suchen. Es macht unheimlich Spaß, eine Entwicklun­g oder in diesem Fall das Bröckeln der scheinbar so perfekten Fassade zu spielen.“

In der Serie treffen partyund glamoursüc­htige Münchner Rich Kids auf die lokale Bevölkerun­g. Dementspre­chend war eine relativ junge Schauspiel­ertruppe am Werk. „Das fühlte sich ein bisschen an wie Schullandw­oche“, erzählt Huber. „Da wird abends zusammen gekocht und gegessen, am Wochenende werden Ausflüge gemacht. Trotz ihres jungen Alters waren das aber alle sehr fokussiert­e und profession­elle Kollegen.“

Stolz und nicht stolz

Dass sie der „Klammer“-Film wieder beruflich nach Österreich geführt hat, habe sie total genossen, „weil ich die letzten Jahre eher in Deutschlan­d gearbeitet habe. Umso schöner ist es nun, eine Geschichte zu erzählen, auf die viele Österreich­erinnen und Österreich­er heute noch stolz sind. Besonders, weil ich die letzten Jahre nicht sehr oft stolz auf unser Land sein konnte, wenn man sich die politische Lage ansieht.“

Wenn man mit ihr spricht, wird sehr rasch klar, dass die Schauspiel­erin keineswegs nur über Wohlfühlth­emen sprechen möchte. Ihre ersten sieben Lebensjahr­e verbrachte sie in Uganda und der Elfenbeink­üste, wo ihr Vater in der Entwicklun­gszusammen­arbeit arbeitete.

Das habe sie auch in ihrem politische­n Denken stark geprägt, wie Huber sagt: „Den Unterschie­d zur westlichen Welt zu sehen, war mehr als ein Kulturscho­ck. Ich habe schon sehr früh mitbekomme­n, dass es eine Schere zwischen Arm und Reich gibt und, dass diese immer weiter auseinande­rgeht, weil sich ein paar wenige auf Kosten ganz vieler bereichern.“

Am Weltfrauen­tag (8. März) stellte sie ein VideoInter­view, das sie mit zwei UNHCR-Expertinne­n führte, auf Instagram. Thema: Frauen auf der Flucht, angesichts des Ukraine-Krieges.

Im KURIER-Gespräch zeigt sie sich „entsetzt und traurig, ich verstehe einfach nicht, warum ein alter weißer Mann im Jahre 2022 so ein Grauen verursache­n muss. Auf der anderen Seite herrscht in so vielen Ländern der Welt seit Jahren Krieg – nur wir bekommen es nicht mit, oder es tangiert uns nicht so, weil es ja weit weg ist.“

Komödie und Krieg

Der Tag, an dem der Krieg in der Ukraine ausgebroch­en ist, war auch der erste Drehtag ihres aktuellen Projekts, einer Weihnachts-Comedy für Prime Video – laut Huber „ein superlusti­ges Ensemblest­ück mit tollen Kollegen aus Deutschlan­d.“

Das Zusammenfa­llen mit den ersten Kriegshand­lungen sei belastend gewesen. „Ich dachte mir: Wie kann es sein, dass ganz in der Nähe gerade Soldaten einmarschi­eren und Zivilisten bombardier­t werden und wir ganz normal weiterarbe­iten und eine Komödie drehen? Aber genau in solchen Zeiten sind Komödien wichtig, obwohl natürlich alles relativier­t wird.“

In den vergangene­n Jahren arbeitete Huber, die auch vier Teenagerja­hre in den USA verbrachte, viel fürs deutsche Fernsehen (von „Traumschif­f“bis „Nachtschwe­stern“), weswegen sie in Berlin lebte. Derzeit residiert Huber wieder in Wien.

Bei einem Videodreh lernte sie den steirische­n Musikkabar­ettisten Paul Pizzera kennen. Mittlerwei­le hat Huber die Verlobung bekanntgem­acht. „Generell finde ich, dass das Privatlebe­n wirklich privat bleiben sollte“, meint sie. „In unserem Fall wollten wir einmal klarstelle­n, wie es ist, damit keine Spekulatio­nen auf kommen.“

Ihren Vorsatz, sich dieses Jahr „etwas mehr treiben zu lassen“wolle sie trotz des Karriere-Boosts umsetzen. Huber: „Ich werde im Frühling definitiv nach Amerika reisen. Und ja, ich weiß, dass das nicht gerade umweltfreu­ndlich ist. Shame on me ...“

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