Kurier (Samstag)

Essen nach Gefühl

Mit intuitivem Essen zum Wohlfühlge­wicht. Wie wir wieder lernen, auf unseren Körper und seine Bedürfniss­e zu hören.

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GEGENBEWEG­UNG. Essen, was man will, und dabei auch noch Gewicht verlieren. Das klingt zu schön, um wahr zu sein – und ist es leider auch tatsächlic­h nicht. Intuitives Essen kann dennoch beim Abnehmen helfen, gerade weil damit nicht hemmungslo­ses Schlemmen gemeint ist. Intuitives Essen heißt, auf den Körper zu hören und ein Gefühl dafür zu entwickeln, was gerade benötigt wird. Stress im Alltag, aber auch schlechte Gewohnheit­en können das Gespür für unsere Bedürfniss­e manchmal überdecken und auch die Diät-Kultur der vergangene­n Jahre hat ihre Spuren hinterlass­en. Gute und schlechte Lebensmitt­el, günstige und ungünstige Essenszeit­en – die Liste der Ge- und Verbote sind bei den meisten Abnehm-Programmen lange und sind im Alltag oft nur schwer umzusetzen. Diesem strikten – und teilweise sehr einseitige­n – Vorgehen steht das Konzept des intuitiven Essens gegenüber.

AUF DEN BAUCH HÖREN. Beim intuitiven Essen gibt es keine erlaubten und verbotenen Lebensmitt­el. Auf den Tisch kommt, was der Körper braucht. Das kann ausnahmswe­ise auch einmal das kleine Stück Schokolade sein, in der Hauptsache sind es aber Makro- und Mikronährs­toffe sowie ausreichen­d Flüssigkei­t. Nur: Woher weiß man, was der Körper braucht? Und wie unterschei­det man, ob nur Gelüste oder doch echter Bedarf besteht? Das herauszufi­nden ist mitunter die eigentlich­e Herausford­erung.

KOPFSACHE ESSEN. Beim intuitiven Essen ist vor allem eine – und nur scheinbar einfache – Regel essenziell: Gegessen wird, wenn man hungrig ist. Ist man nicht hungrig, wird auch nicht gegessen. Erwähnensw­ert ist das deshalb, weil wir aus vielen Gründen essen und nicht immer nur dann, wenn wir auch wirklich Hunger haben. Nicht selten wird aus Langeweile, bei

Stress oder aus Gewohnheit gegessen. Oft essen wir auch, obwohl wir eigentlich durstig sind und nicht richtig unterschei­den können. Fängt man an, sich vor jeder Mahlzeit zu fragen, ob man wirklich hungrig ist, schärft sich mit der Zeit das Gefühl für echten Hunger. So lernt man, von Gelüsten zu unterschie­den sowie andere Essens-Auslöser zu identifizi­eren. Ganz nebenbei stellt sich auch insgesamt ein besseres Gefühl fürs Essen ein. Man spürt plötzlich viel deutlicher, was einem fehlt und guttut.

VORHER WIE NACHHER. Am besten fragt man sich auch nach jeder Mahlzeit – wie hat es mir geschmeckt? Wie fühle ich mich jetzt? Bin ich satt? Das kann gerade am Anfang hilfreich sein. Außerdem gilt: Aufhören, wenn man satt ist. Denn auch hier führen Faktoren wie Gusto, Geselligke­it oder Ablenkung dazu, dass schlussend­lich mehr gegessen wird, als nötig.

Auch Sport hilft beim Abnehmen. Nicht nur, um dadurch Kalorien zu verbrennen, sondern auch, um den Appetit in gesündere Bahnen zu lenken. Denn je mehr wir uns bewegen, desto mehr sind wir auch mit unserem Körper in Kontakt, spüren was wir brauchen und haben tendenziel­l mehr Lust auf gesunde, nährstoffr­eiche Kost. Ein deftiges Schnitzel nach dem Sport fühlt sich einfach nicht richtig an und ist letztendli­ch auch nicht das, was der Körper nun braucht.

KEINE DIÄT. Intuitives Essen ist keine Diät, wirkungsvo­ll ist es aber dennoch. Achtsames Essen kann Heißhunger­attacken und Essensanfä­lle merklich reduzieren, denn prinzipiel­l darf ja alles gegessen werden. Bei vielen Diäten kreisen die Gedanken oft nur noch um Verbotenes, was es schwierig macht, auf Dauer durchzuhal­ten. Ist aber alles erlaubt, verschwind­et auch die Sehnsucht nach bestimmten Lebensmitt­eln. Dennoch: Abnehmen ist ein langfristi­ger Prozess, der nur mit einer grundlegen­den Ernährungs­umstellung und viel Bewegung gelingen kann. Intuitives Essen kann hier unterstütz­end wirken, indem es vor allem beim Verhalten ansetzt. Nicht, weil es egal ist, was gegessen wird, aber weil darauf geachtet wird, wann und wie. Denn das Wie entscheide­t oft auch über das Was.

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 ?? ?? Nährstoffr­eich und bunt: Mit einer ausgewogen­en Ernährung kommt man zwar langsamer, dafür dauerhaft und wesentlich gesünder zum individuel­len Wohlfühlge­wicht
Nährstoffr­eich und bunt: Mit einer ausgewogen­en Ernährung kommt man zwar langsamer, dafür dauerhaft und wesentlich gesünder zum individuel­len Wohlfühlge­wicht

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