Nach einem Monat Krieg weiter Pattstellung Krieg in der Ukraine.
Russen rücken kaum vor und erklären nun den Donbass zum Hauptziel. Ukrainer machen um Kiew Boden gut. Propaganda-Schlacht um die Todeszahlen
30 Tage dauert die russische Invasion der Ukraine schon. Auch gestern gingen die Kämpfe weiter, allerdings ohne dass sich die Frontlinien groß verschoben hätten. Am meisten tat sich im Großraum Kiew, wo ukrainische Truppen laut Informationen des britischen Verteidigungsministeriums weiter Boden gutgemacht haben sollen. Im Osten der Hauptstadt habe man die russischen Soldaten weitere fünf Kilometer zurückgedrängt. Und um die von Russen eingenommene Stadt Cherson soll die Rückeroberung eingesetzt haben.
Grund für die Erfolge seien westliche Waffenlieferungen vor allem zur Panzer- und Luftabwehr und, dass russische Nachschublinien überdehnt seien. Und weil Russland bei der Eroberung der Städte keine Fortschritte macht, konzentriert man sich auf die Separatistengebiete im Donbass. Deren „Befreiung“sei nun das Hauptziel, verlautete aus dem Generalstab.
Laut US-Geheimdienst hat die russische Armee zudem Probleme im Umgang mit ihren neuen Lenkraketen. Die Waffensysteme sollten eigentlich eine große Verbesserung darstellen, bis zu 60 Prozent seien aber fehlerhaft.
Doch es gibt auch Erfolgsmeldungen von russischer Seite. Wie das Verteidigungsministerium bekannt gab, habe man eines der größten ukrainischen Treibstofflager im Kiewer Vorort Kalyniwka zerstört. Und die Kommandozentrale der ukrainischen Luftwaffe ist mit russischen Marschflugkörpern angegriffen und stark beschädigt worden.
Neue Atomkraft-Sorge
Das stillgelegte AKW Tschernobyl bleibt weiter Thema. Nachdem zuletzt Flächenbrände um die Anlage für Beunruhigung gesorgt hatten, haben russische Truppen nun die Kleinstadt Slawutytsch eingekesselt. In dem ca. 50 km von Tschernobyl entfernten Ort lebt der Großteil jener Arbeiter, die für die Instandhaltung des AKW zuständig sind.
Erstmals seit Kriegsbeginn gab Moskau gestern Zahlen zu gefallenen Soldaten bekannt: Nicht mehr als 1.351 sollen es aufseiten der Angreifer sein, dazu 3.825 Verletzte. Auf ukrainischer Seite seien 14.000 Soldaten gefallen. Glaubwürdig ist das nicht, unabhängig überprüfen lässt es sich schon gar nicht. Internationale Militärexperten gehen aber von mehreren Tausend toten russischen Soldaten aus, die Ukraine spricht gar von 16.000 gefallenen Russen.