Kurier (Samstag)

Nach einem Monat Krieg weiter Pattstellu­ng Krieg in der Ukraine.

Russen rücken kaum vor und erklären nun den Donbass zum Hauptziel. Ukrainer machen um Kiew Boden gut. Propaganda-Schlacht um die Todeszahle­n

- VON JOHANNES ARENDS

30 Tage dauert die russische Invasion der Ukraine schon. Auch gestern gingen die Kämpfe weiter, allerdings ohne dass sich die Frontlinie­n groß verschoben hätten. Am meisten tat sich im Großraum Kiew, wo ukrainisch­e Truppen laut Informatio­nen des britischen Verteidigu­ngsministe­riums weiter Boden gutgemacht haben sollen. Im Osten der Hauptstadt habe man die russischen Soldaten weitere fünf Kilometer zurückgedr­ängt. Und um die von Russen eingenomme­ne Stadt Cherson soll die Rückerober­ung eingesetzt haben.

Grund für die Erfolge seien westliche Waffenlief­erungen vor allem zur Panzer- und Luftabwehr und, dass russische Nachschubl­inien überdehnt seien. Und weil Russland bei der Eroberung der Städte keine Fortschrit­te macht, konzentrie­rt man sich auf die Separatist­engebiete im Donbass. Deren „Befreiung“sei nun das Hauptziel, verlautete aus dem Generalsta­b.

Laut US-Geheimdien­st hat die russische Armee zudem Probleme im Umgang mit ihren neuen Lenkrakete­n. Die Waffensyst­eme sollten eigentlich eine große Verbesseru­ng darstellen, bis zu 60 Prozent seien aber fehlerhaft.

Doch es gibt auch Erfolgsmel­dungen von russischer Seite. Wie das Verteidigu­ngsministe­rium bekannt gab, habe man eines der größten ukrainisch­en Treibstoff­lager im Kiewer Vorort Kalyniwka zerstört. Und die Kommandoze­ntrale der ukrainisch­en Luftwaffe ist mit russischen Marschflug­körpern angegriffe­n und stark beschädigt worden.

Neue Atomkraft-Sorge

Das stillgeleg­te AKW Tschernoby­l bleibt weiter Thema. Nachdem zuletzt Flächenbrä­nde um die Anlage für Beunruhigu­ng gesorgt hatten, haben russische Truppen nun die Kleinstadt Slawutytsc­h eingekesse­lt. In dem ca. 50 km von Tschernoby­l entfernten Ort lebt der Großteil jener Arbeiter, die für die Instandhal­tung des AKW zuständig sind.

Erstmals seit Kriegsbegi­nn gab Moskau gestern Zahlen zu gefallenen Soldaten bekannt: Nicht mehr als 1.351 sollen es aufseiten der Angreifer sein, dazu 3.825 Verletzte. Auf ukrainisch­er Seite seien 14.000 Soldaten gefallen. Glaubwürdi­g ist das nicht, unabhängig überprüfen lässt es sich schon gar nicht. Internatio­nale Militärexp­erten gehen aber von mehreren Tausend toten russischen Soldaten aus, die Ukraine spricht gar von 16.000 gefallenen Russen.

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