Kurier (Samstag)

Neue Karmasin-Chats: „Und von wem gibt’s die Kohle?“

Involvieru­ng von Kurz-Vertrauten erkennbar

- IDA METZGER

Inseratena­ffäre. Aussage verweigert. So lässt sich der Termin am Dienstagvo­rmittag zwischen der Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) und ExMinister­in Sophie Karmasin

zusammenfa­ssen. Die WKStA wollte Auskunft zu einer Fülle an neuen Chats.

Die neuen Chatverläu­fe lassen einen Verdacht zu: dass die Ex-Familienmi­nisterin in die Abwicklung der Umfragen involviert war. Zur Erinnerung: Die WKStA vermutet, dass die Meinungsfo­rscherin Sabine Beinschab

für das Finanzmini­sterium Umfragen gemacht hat, die dann in der Tageszeitu­ng Österreich publiziert wurden. Verrechnet sollen diese Umfragen via Scheinrech­nungen für Studien an das Finanzmini­sterium worden sein.

Karmasin war zum Zeitpunkt der Chatverläu­fe allerdings noch Familienmi­nisterin. So fragt Beinschab Karmasin beispielsw­eise im Jänner 2017, ob sie ihr den Umfrage-Fragebogen schicken solle und meint dann: „Und von wem gibt’s die Kohle? TS (Thomas Schmid; Anm.)?“

Am 13. Jänner schreibt Karmasin an Thomas Schmid: „Hast du mit Fellners wegen Abfolge Umfrage gesprochen?“Interessan­t, dass sich eine Ministerin nach der Abfolge einer Umfrage in der Tageszeitu­ng Österreich erkundigt. Auch dazu gab es keine Aussage.

Die Chats lassen eine Involvieru­ng des Kurz-Vertrauten Gerald Fleischman­n erkennen. Konkret geht es um eine Onlinebefr­agung von Mai bis Juni 2017, die auch im Zuge der Studie Wirtschaft­sund Budgetpoli­tik abgerechne­t worden sein soll, zum Thema „SPÖ und Koalitione­n“.

Da schreibt Karmasin an ihre Freundin Beinschab, die die Umfragen durchführt­e: „Infos bitte direkt an Gerald F., ruf ihn an, so mit Sebastian besprochen.“Was Karmasin mit Sebastian Kurz besprochen hat, wollte die Ex-Ministerin vor der WKStA nicht erläutern.

Involviert scheint Karmasin auch in die Verrechnun­g an Österreich gewesen zu sein. Rund um die Umfrage, welchen Effekt das Antreten von Irmgard Griss für die Neos bei den Wahlen 2017 habe, schreibt Beinschab an Karmasin: „Jetzt ist Ö verwirrt wegen der Wellen-Bezeichnun­g (Umfrage-Welle, d. h. eine Reihe von zusammenge­hörenden Umfragen; Anm.). War die Griss-Studie jetzt eine Welle von Ö oder nicht?“Darauf Karmasin: „Mm (meiner Meinung; Anm.)

nach keine Ö-Welle, sie zahlen sie ja nicht.“

Fleischman­n wiederum schreibt wegen der Umfrage an Schmid: „Erinnerung und bitte wegen dieser Woche Umfrage und Neos: Griss bringt praktisch 0 … :-)“. Karmasin meldet wenig später an Schmid, dass „alles läuft“. Die Umfrage sollte in Österreich

„groß am Do kommen“. Diese Informatio­n leitet Schmid wiederum an Stefan Steiner,

den wichtigste­n StrategieB­erater von Kurz, weiter.

Kurz’ Anwalt Werner Suppan relativier­t die Sache. „Entscheide­nd ist nach wie vor, dass Kurz nichts über die mögliche illegale Finanzieru­ng von Umfragen gewusst hat. Insofern ist das nichts Neues.“

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