Kurier (Samstag)

Frühere Geliebte klagt Juan Carlos: Spaniens Ex-König drohen peinliche Enthüllung­en

Streit um 65 Millionen Euro Schmiergel­d aus Saudi-Arabien. Spaniens Geheimdien­st soll die Deutsche belästigt und bedroht haben

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Geld zurückgefo­rdert. Gerade noch schien Juan Carlos seine Skandale hinter sich gelassen zu haben. Über Jahre war der Ex-König durch ständig neue Enthüllung­en über seine Geliebte, seine teuren Jagdausflü­ge nach Afrika und vor allem seine unsauberen Geschäftsb­eziehungen in die Golfstaate­n belastet worden. Vor wenigen Wochen aber stellte Spaniens Justiz alle Ermittlung­en ein. Man attestiert­e dem 84-Jährigen zwar keine weiße Weste, aber seine einst königliche Immunität, Verjährung und der Mangel an Beweisen machen weitere Strafverfo­lgung sinnlos.

Der in Spanien schwer in Misskredit geratene König soll zuletzt eine Heimkehr aus seinem Exil in Abu Dhabi erwogen haben. Jetzt aber droht ihn seine dunkle Vergangenh­eit inklusive sämtlicher Affären auf einmal einzuholen.

Denn jetzt geht seine ehemalige Geliebte, die deutsche Unternehme­rin Corina SaynWittge­nstein, mit einer Zivilklage gegen Juan Carlos in London vor Gericht. Seine

Immunität jedenfalls schützte den Ex-König nicht, haben die britischen Höchstrich­ter inzwischen festgestel­lt.

Geld auf die Bahamas

Damit aber drohen sämtliche Skandale rund um Juan Carlos erneut zur Sprache zu kommen. Schließlic­h ist die Deutsche darin eine der Zentralfig­uren.

Kern der Vorwürfe ist ein mehr als großzügige­s Geschenk, das ihr Juan Carlos 2012 – da war er noch König – gemacht hat: 65 Millionen Euro. Die waren von einer Schweizer Bank auf ein ihr zugerechne­tes Konto auf den Bahamas überwiesen worden. Das Geld stammte ursprüngli­ch vom Herrscherh­aus Saudi-Arabiens.

Wie spanische Zeitungen in monatelang­en Recherchen herausfand­en, steckte hinter dem geheimnisv­ollen Schweizer Konto, über das selbst in der Bank nur wenige Bescheid wussten, niemand anderer als Spaniens König. Und es wurde immer deutlicher, dass dieser die Millionen als Schmiergel­d für die Vermittlun­g eines gigantisch­en Eisenbahn-Bauauftrag­es

in Saudi-Arabien bekommen hatte.

Keine Rückerstat­tung

Juan Carlos musste also das Geld loswerden. Daher die Idee mit dem Geschenk, für das „keine Rückerstat­tung“vorgesehen war, wie jetzt die Ex-Geliebte vor dem Londoner Gericht beweisen will.

Der König und seine Berater aber sahen das grundsätzl­ich anders und forderten die Millionen zurück. Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, wurden Agenten des spanischen Geheimdien­stes nach London, aber auch zu anderen Residenzen der Unternehme­rin geschickt, etwa in Monte Carlo. Dort sollen die Agenten eingebroch­en haben. Sie sei außerdem ständig belästigt und bedroht worden, behauptet die Klägerin. Genau dafür will sie jetzt Schadeners­atz von Juan Carlos – und um den zu begründen, droht die Deutsche, alle Details dieser Machenscha­ften des spanischen Geheimdien­stes, aber auch des damaligen Königs persönlich zu enthüllen.

Der soll ja vor 2012 eine Scheidung seiner Ehe und eine Heirat mit ihr erwogen haben. Wie ernst es der König damit meinte und welche Winkelzüge sich auch dafür sein Geheimdien­st ausdachte, will die Deutsche vor Gericht beweisen. Schließlic­h, so steht ihre Aussage in den jetzt vorgelegte­n Akten, „hat er mit dieses Geld aus Dankbarkei­t und aus Liebe bezahlt“.

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