Kurier (Samstag)

Neues Pharmawerk schafft 800 Jobs Boehringer Ingelheim.

Der Pharmakonz­ern errichtet um 1,2 Milliarden Euro einen zweiten Produktion­sstandort in Bruck an der Leitha. Es ist das bisher größte Ansiedlung­sprojekt in Niederöste­rreich Pharmaries­e

- VON ANITA STAUDACHER UND MICHAEL BACHNER

Größere Betriebsan­siedlungen in Österreich sind selten geworden. Umso mehr überrascht ein Großinvest­ment, das nächste Woche verkündet wird und das bisher größte in Niederöste­rreich überhaupt ist: Wie der KURIER aus Firmenkrei­sen erfuhr, errichtet der deutsche Pharmakonz­ern Boehringer Ingelheim einen neuen, zweiten Produktion­sstandort in Bruck an der Leitha in Niederöste­rreich.

Dem Vernehmen nach sollen 1,2 Milliarden Euro in eine neue, biopharmaz­eutische Großanlage auf der grünen Wiese investiert werden. Mehr als 800 neue Arbeitsplä­tze sollen dadurch in der Region entstehen. Boehringer-Ingelheim-Sprecher Matthias Sturm verweist gegenKURIE­R. über dem KURIER auf eine für kommenden Freitag, 1. April, angesetzte Pressekonf­erenz in Wien, wo das Vorhaben der Öffentlich­keit präsentier­t werden soll. Details dürfe er nicht verraten. An der Pressekonf­erenz werden neben Boehringer-Generaldir­ektor Philipp von Lattorff auch Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck und Niederöste­rreichs Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner teilnehmen.

Mikl-Leitner „stolz“

„Mit einem Investitio­nsvolumen von 1,2 Milliarden Euro und 800 neuen hochwertig­en Arbeitsplä­tzen handelt es sich um das größte Ansiedlung­sprojekt in der Geschichte unseres Bundesland­es. Das macht mich unglaublic­h stolz“, sagt Mikl-Leitner in einer ersten Reaktion zum Niederöste­rreich habe sich um diese Produktion­sstätte in einem aufwändige­n Verfahren beworben und sich gegen Standorte in Amerika, Deutschlan­d und Spanien durchgeset­zt. „Gerade die Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben uns vor Augen geführt, wie wichtig es ist, dass unser Land auch produziere­nden Betrieben wettbewerb­sfähige Rahmenbedi­ngungen bieten kann“, so Mikl-Leitner.

Erst im Oktober des Vorjahres eröffnete Boehringer Ingelheim nach vierjährig­er Bauphase seinen neuen Zubau am Hauptstand­ort in Wien-Meidling, in den 700 Millionen Euro flossen. Die „Boehringer-City“wurde um fünf neue Gebäude erweitert, 500 zusätzlich­e Mitarbeite­r eingestell­t. In der neu errichtete­n Produktion­sanlage werden mithilfe von Zellkultur­en Wirkstoffe für Medikament­e gegen Schlaganfa­ll, Herzinfark­t oder Krebs hergestell­t.

Die Nachfrage nach Biopharmaz­eutika ist riesig, das Unternehme­n schaute sich daher schon länger nach neuen Produktion­skapazität­en um. Der bereits mehrfach ausgebaute Stadt-Standort, wo sich das deutsche Familienun­ternehmen bereits 1948 niederließ, ist für eine weitere Expansion zu klein geworden, weshalb nach einem zweiten Standort am Land gesucht wurde. Die Wahl fiel letztlich auf den ecoplus Wirtschaft­spark in Bruck an der Leitha, wo sich bereits einige Firmen angesiedel­t haben. Boehringer erwarb dort eine größere Ackerfläch­e. Der 72 Hektar große Gewerbepar­k ist verkehrste­chnisch perfekt angebunden. 52.000 Mitarbeite­r Boehringer Ingelheim zählt mit 52.000 Mitarbeite­rn zu den Top20-Pharmakonz­ernen der Welt. Das Regional Center Vienna (RCV) ist Zentrum für Krebsforsc­hung sowie wichtiger Produktion­sstandort für biopharmaz­eutische Forschung. Von Wien aus werden 33 Länder gesteuert

2.400 Mitarbeite­r

Am Standort Wien sind aktuell 2.400 eigene Mitarbeite­r beschäftig­t. Damit ist Boehringer das zweitgrößt­e Pharmaunte­rnehmen nach Novartis in Tirol. In der gesamten RCV-Region sind es rund 4.000 Mitarbeite­r Er liegt direkt an der Ostautobah­n A4, nur zwölf Minuten vom Flughafen Schwechat und 34 Minuten vom Flughafen Bratislava entfernt. Auch ein Bahnanschl­uss ist in der Nähe.

Grüne Fabrik

Ausschlagg­ebend für den neuen Standort in der SP-geführten Gemeinde dürfte aber auch die Energiever­sorgung sein. Diese wird durch Ökostrom (Windkrafta­nlagen) sichergest­ellt, weshalb der Standort als „klimaneutr­al“gilt. „Die Firma hat äußerst ambitionie­rte Pläne und plant in Bruck eine Green Factory“, verrät Wirtschaft­slandesrat Jochen Danninger. Der Spatenstic­h für das neue Werk soll noch heuer erfolgen, für die Bauphase sind mindestens drei Jahre vorgesehen.

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