Kurier (Samstag)

Nach dem Semifinal-Aufstieg: Wie zwei Mountainbi­ker zu Eishockey-Profis wurden

Lorenz und Leon Widhalm waren Top-Talente auf dem Mountainbi­ke – jetzt überzeugen die Wiener im Play-off der ICE Hockey League

- PETER KARLIK

Eishockey. Teamtorman­n David Kickert positiv, Teamtorman­n Bernhard Starkbaum positiv – die Vienna Capitals waren in den vergangene­n Tagen mitten in der Omikronwel­le nicht zu beneiden.

Zu beneiden sind die Wiener aber für ihren Nachwuchs. Um Leon und Lorenz Widhalm zum Beispiel. Die 18-jährigen Zwillinge waren im ersten Play-off-Spiel ihrer Karriere alles andere als Kaderergän­zungen.

Lorenz war beim 1:4 zum Semifinala­uftakt erstmals Schlussman­n bei den Profis, bei keinem Gegentor war ihm etwas anzukreide­n. Mit einer Fangquote von 90 Prozent war er gegen die geballte Salzburger Offensiv-Kraft mit Stürmern, die in der ICEHL schon mehrere Hundert Tore erzielt haben, sogar ein Rückhalt. Ebenso abgebrüht präsentier­te sich der Youngster beim Interview nach dem Training: „Ich habe gar nicht viel nachgedach­t. Leon und ich sind super aufgenomme­n worden. Wir kennen ja sehr viele vom Farmteam und aus dem Nachwuchs. Die Routiniers haben uns auch sehr geholfen.“

Kaum Respekt

Stürmer Leon ergänzte: „Play-off-Eishockey ist klarerweis­e noch um einiges intensiver. Auf dem Eis habe ich mir aber keine Gedanken gemacht, steht.“

Dass die Widhalm-Twins, wie sie sich auf ihrer Homepage (widhalm-twins.at) nennen, mutig sind, haben sie als große Mountainbi­ke-Talente bewiesen. In den vergangene­n Jahren, als die Belastunge­n im Farmteam der Capitals immer wer da vor mir größer wurden, gingen sie den Weg Richtung Profi-Eishockey. Für Vater Thomas Widhalm, selbst 24-Stunden-Weltmeiste­r auf dem Mountainbi­ke, war das eine logische Folge: „Das Mountainbi­ken war ein riesiger Aufwand. Ohne Team dahinter geht das nur schwer. Das Team gibt es aber mit den Capitals.“

Seit sie in die Akademie gehen, gibt es nur noch Eishockey. Auf das Eis sind die Widhalms im Alter von fünf Jahren gekommen. „Da war schon höchste Eisenbahn“, erinnert sich Vater Thomas über den Rat seines besten Freundes, dessen Kinder ebenfalls Eishockey spielten.

Egal was, wichtig war, dass die Kinder einen Sport leistungsm­äßig erlernten.

„Wir waren auch beim Fußball, aber so, wie die Trainer damals waren, wusste ich, dass das nicht klappt.“

Jetzt spielen Leon und Lorenz Widhalm mit 18 Jahren Profieisho­ckey und waren auf dem Mountainbi­ke auch schon in Nationalte­ams. „Sollte es mit dem Eishockey doch nichts werden“, sagt Thomas Widhalm, „dann würden sie nicht lange brauchen, um im Mountainbi­ken wieder ganz nach vorne zu kommen. Die Fähigkeite­n verlernt man nicht so schnell.“

Wenn sich David Kickert bis zum Spielbegin­n heute um 19.15 Uhr nicht freitesten kann, dann wird Lorenz Widhalm wieder im Tor stehen. Und niemand wird mehr nervös sein.

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