Kurier (Samstag)

Warum zwitschern die Vögel im Frühling?

Fragen der Freizeit ... und Antworten, die Sie überrasche­n werden

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Die ersten Blätter zeigen sich zartgrün an den kahlen Ästen, die Tage werden länger – und wie auf ein geheimes Zeichen versammeln sich die unterschie­dlichsten Vögel, um gemeinsam, abwechseln­d oder nacheinand­er loszuflöte­n. Einfach herrlich, besonders, wenn man das Glück hat, einen Baum in der Nähe seines Schlafzimm­erfensters zu haben. Ja, manche Menschen nervt es, aber ich gehöre zu denjenigen, die sich im Frühling immer ganz narrisch darüber freuen, in der Früh von Vogelgezwi­tscher aufgeweckt zu werden. Aber: Warum singen Vögel im Frühling mit einer derartigen Inbrunst? Tja, wie soll man das jetzt möglichst schonend sagen ... Es geht um Sex. So einfach ist das, weiß die Biologie. Und wie für einen klischeebe­ladenen Männerwitz in der Freundinne­n-Runde gemacht, erklärt Stefan Leitner vom MaxPlanck-Institut für Ornitholog­ie: „Bei den meisten Arten sind es die Männchen, die im Frühling so auffällig singen.“Und zwar aus dem einzigen Grund, um Damen anzulocken. Das ist es also, woran wir im Frühling denken!

Von

Andreas Russ-Bovelino

Je schöner, lauter, variantenr­eicher gesungen wird, desto größer werden die Chancen der kleinen Sänger. Und was die alles tun, um die Mädels zu beeindruck­en! Vor allem Stare legen sich hier ins Zeug. Wir erinnern uns an Zeiten, als unsere Handys noch harmlos vor sich hinflötete­n, statt bei jedem Anruf Spotify-Hits abzuspiele­n: Wie schnell die Kerle den Nokia-Klingelton drauf hatten! Das war ein Spaß bei Gartenpart­ys, wenn alle zu ihren Telefonen griffen, weil hoch oben im Baum ein Star sein Star-Girl anschmacht­ete.

Die Wissenscha­ft ist derzeit übrigens der „Sprache“der Vögel auf der Spur. An den Universitä­ten Zürich und Tokio haben Simon Townsend und Toshitaka Suzuki entdeckt, dass Vögel tatsächlic­h verschiede­ne Laute zu Sätzen mit Bedeutung formen. Wie das geht, bringen sie ihren Kindern schon im Nest bei. Je ruhiger es dabei ist, desto besser merken sich die Kleinen das Gelernte. Autohupen, Verkehrslä­rm und Handy-Geplärre stören den Unterricht. Weshalb die Lockdowns dem Vogelgesan­g einen messbaren QualitätsB­oost ermöglicht­en.

Hier schreiben Autoren und Redakteure abwechseln­d über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftig­en.

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