Kurier (Samstag)

E-Control-Chef sieht wieder „Licht am Ende des Tunnels“

Alfons Haber verfolgt die Drohungen Russlands genau, rechnet aber nicht mit Komplikati­onen. Was passiert bei einem Lieferstop­p?

- VON ANTONIA FLIESSER

„Wir sehen absolut turbulente Zeiten. Seit dem 24. Februar beobachten wir den Energiemar­kt besonders akribisch, ob sich die Gaslieferu­ngen verändern“, erzählt Alfons Haber, seit einem Jahr Co-Vorstand der E-Control, im CLUB 3. Auch Putins Ankündigun­g, nur mehr Rubel für Russlands Energieexp­orte zu akzeptiere­n, sei in seinem Haus genau verfolgt worden – doch Haber beruhigt: „Man sieht jetzt aber wieder Licht am Ende des Tunnels, weil wir die Energie dennoch in Euro über die Gazprom-Bank bezahlen können.“

Haber rechnet auch zukünftig nicht mit großen Komplikati­onen bei den russischen Gaslieferu­ngen. So habe die teilstaatl­iche OMV erst kürzlich langfristi­ge Gasliefert­räge bis 2040 mit den Russen abgeschlos­sen.

Trotzdem sollte sich Österreich nach möglichen Alternativ­en und neuen Märkten umsehen, findet der Energieexp­erte. Was, wenn der Kreml dennoch beschließt, die Gasexporte nach Europa und Österreich zu kappen? Im Fall von Einschränk­ungen würden zuerst eine Alarmstufe und dann ein Notfallpla­n aktiviert. „Die Energiemin­isterin könnte dann, sofern wirklich nichts mehr in den Speichern vorhanden ist, und wir den Bedarf auch nicht aus anderen Quellen substituie­ren können, Energielen­kungsmaßna­hmen verordnen, etwa einen Aufruf, den Gasverbrau­ch nach Möglichkei­t zu reduzieren. Wesentlich ist, dass Haushalte und soziale Dienste geschützte Kunden sind“, betont der Experte.

Gas-Ersatz gesucht

Die Suche nach neuen Ausweichmö­glichkeite­n sei breit aufgestell­t. So werde etwa der Verwendung von Wasserstof­f besonders in der Industrie immer mehr Aufmerksam­keit geschenkt. Dank der hohen Temperatur­en, die man mit dem Gas-Ersatz Wasserstof­f erreichen kann, zähle dieser zu den Favoriten bei der Substituti­on.

Gleichzeit­ig denke man vermehrt über den Einsatz von Strom, in Form von erneuerbar­en Energien, nach. Die Energieerz­eugung in Österreich wird bereits zu 80 Prozent aus erneuerbar­en Energieque­llen gewonnen. Trotzdem muss Gas zu hohen Preisen bezogen werden, um den fehlenden Strombedar­f decken zu können.

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Die E-Control beobachtet den Markt akribisch, Vorstand Haber gibt beim Besuch des Club 3 aber Entwarnung
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