Mein Samstag
Die Angst des Kunden vor dem Kassen-Kampf
Lebensmittel-Tetris. Der achtsame Umgang mit Lebensmitteln beginnt im Supermarkt. Und so hat sich Ihr Kolumnist schon vor Längerem ein ausgeklügeltes System zurechtgelegt, den Einkaufswagen so zu bestücken, dass kein Produkt zu Schaden kommt.
Schwere Konserven landen nie auf frischem Gemüse, Schlagobersbechern oder gar einer Packung fragiler Soletti. Eierkartons werden nach einem prüfenden Blick auf die Unversehrtheit ihres Inhalts sicher verstaut. Die heiße Käsleberkässemmel hält respektvollen Abstand zum Tief kühlspinat. Das erfordert Übung und erinnert, aus der Distanz betrachtet, ein bisschen an Tetris. Mitunter zieht es ungläubige Blicke auf sich.
Auch an der Kassa räumt Ihr Kolumnist mit Voraussicht aus: Schwere Dinge zuerst, sie müssen ja ganz nach unten ins Sackerl. Der Friede endet meist, wenn die Kassiererin den Einkauf in die Hände bekommt. In unheiliger Angst vor der Ungeduld wartender Kunden schnappt sie wahllos und mit festem Griff alles, was sie findet, und wirft es mit Höchstgeschwindigkeit über den Scanner hinweg in Richtung jenes abschüssigen Bereichs, in dem sich Ihr Kolumnist – angespannt wie ein Torhüter vor dem Elfmeter – postiert hat, um seinen Einkauf abzufangen.
Das Match geht zumeist verloren. Vor allem, wenn man einen Großeinkauf hinter sich hat. Irgendwann ermüdet man, wird nachlässig. Schon knacksen die Chips und eine Dose Mais trifft auf wehrlose Melanzani. Und wehe dem, der nicht fertig eingeräumt hat, wenn der Nächste an der Reihe ist!
Die Kassiererin selbst trifft nur eingeschränkte Schuld. Oder wie würden Sie agieren, wenn bereits ein Konzernchef darauf wartet, Sie durch eine schicke Selbstbedienungskassa zu ersetzen? (Eine der dreistesten Erfindungen der vergangenen Jahre.)
In diesem Sinne: Bevor Sie das nächste Mal zu einem herzhaften „Zweite Kassa, bitte“ansetzen, halten Sie kurz inne. Vielleicht steht wenige Meter vor Ihnen ja der Kolumnist und versucht, mit der linken Hand eine Wassermelone zu fangen, während er mit der rechten sein Suppengemüse schlichtet. Er beeilt sich wirklich, versprochen.