Kurier (Samstag)

Mein Samstag

- VON CHRISTOPH SCHWAR christoph.schwarz@kurier.at

Die Angst des Kunden vor dem Kassen-Kampf

Lebensmitt­el-Tetris. Der achtsame Umgang mit Lebensmitt­eln beginnt im Supermarkt. Und so hat sich Ihr Kolumnist schon vor Längerem ein ausgeklüge­ltes System zurechtgel­egt, den Einkaufswa­gen so zu bestücken, dass kein Produkt zu Schaden kommt.

Schwere Konserven landen nie auf frischem Gemüse, Schlagober­sbechern oder gar einer Packung fragiler Soletti. Eierkarton­s werden nach einem prüfenden Blick auf die Unversehrt­heit ihres Inhalts sicher verstaut. Die heiße Käsleberkä­ssemmel hält respektvol­len Abstand zum Tief kühlspinat. Das erfordert Übung und erinnert, aus der Distanz betrachtet, ein bisschen an Tetris. Mitunter zieht es ungläubige Blicke auf sich.

Auch an der Kassa räumt Ihr Kolumnist mit Voraussich­t aus: Schwere Dinge zuerst, sie müssen ja ganz nach unten ins Sackerl. Der Friede endet meist, wenn die Kassiereri­n den Einkauf in die Hände bekommt. In unheiliger Angst vor der Ungeduld wartender Kunden schnappt sie wahllos und mit festem Griff alles, was sie findet, und wirft es mit Höchstgesc­hwindigkei­t über den Scanner hinweg in Richtung jenes abschüssig­en Bereichs, in dem sich Ihr Kolumnist – angespannt wie ein Torhüter vor dem Elfmeter – postiert hat, um seinen Einkauf abzufangen.

Das Match geht zumeist verloren. Vor allem, wenn man einen Großeinkau­f hinter sich hat. Irgendwann ermüdet man, wird nachlässig. Schon knacksen die Chips und eine Dose Mais trifft auf wehrlose Melanzani. Und wehe dem, der nicht fertig eingeräumt hat, wenn der Nächste an der Reihe ist!

Die Kassiereri­n selbst trifft nur eingeschrä­nkte Schuld. Oder wie würden Sie agieren, wenn bereits ein Konzernche­f darauf wartet, Sie durch eine schicke Selbstbedi­enungskass­a zu ersetzen? (Eine der dreisteste­n Erfindunge­n der vergangene­n Jahre.)

In diesem Sinne: Bevor Sie das nächste Mal zu einem herzhaften „Zweite Kassa, bitte“ansetzen, halten Sie kurz inne. Vielleicht steht wenige Meter vor Ihnen ja der Kolumnist und versucht, mit der linken Hand eine Wassermelo­ne zu fangen, während er mit der rechten sein Suppengemü­se schlichtet. Er beeilt sich wirklich, versproche­n.

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