Kurier (Samstag)

Breite Mehrheit gegen Radweg, aber auch Kritik an der Umfrage

Döbling. Die Umgestaltu­ng der Krottenbac­hstraße bleibt heftig umstritten

- VON AGNES PREUSSER UND CHRISTOPH SCHWARZ

Seit Monaten schon spaltet ein Thema den 19. Bezirk: Soll ein Zweirichtu­ngsradweg an der Krottenbac­hstraße errichtet werden – oder nicht?

Immer wieder kam es zwischen Gegnern und Befürworte­rn zuletzt zu Anfeindung­en, mehrfach wurden Rad-Demos für die Errichtung des Radwegs abgehalten.

Bezirksche­f Daniel Resch (ÖVP), ein klarer Gegner des Projekts, hat zuletzt eine Bürgerbefr­agung initiiert, deren Ergebnis nun vorliegt. Demnach sind 72 Prozent der Befragten gegen den Radweg und nur 28 Prozent dafür. Für Resch „ein Paukenschl­ag“.

„Ich will mir nicht vorstellen, dass Stadträtin Ulli Sima wirklich den Wunsch der Bürger ignoriert“, richtet Resch der roten Planungsst­adträtin aus – der Radweg ist nämlich längst zu einem

Politikum geworden. SPÖ, Neos und Grüne sind für den Radweg. ÖVP und FPÖ dagegen.

Hohe Rücklaufqu­ote

Insgesamt wurde der Fragebogen an 7.500 Haushalte geschickt. Die Rücklaufqu­ote betrug 36 Prozent – ein vergleichs­weise sehr hoher Wert für eine Bezirksumf­rage.

Aber nicht nur der Radweg, sondern auch die Umfrage selbst hat Kritiker auf den Plan gerufen. Tatsächlic­h hat nämlich nur eine Person

pro Haushalt den Fragebogen erhalten – und zwar immer die älteste. „Da in den allermeist­en Beziehunge­n der Mann älter ist als die Partnerin, bleiben als Abstimmung­sberechtig­te in gemeinsame­n Haushalten also fast nur Männer übrig. Das verzerrt doch völlig jede Befragung“, ärgerte sich eine Anrainerin.

Laut dem Bezirksvor­steher war das „keine Absicht“. Die Befragung, sagt Resch auf KURIER-Anfrage, werde von der Stadt verschickt, die Adressieru­ng

falle auch in ihre Zuständigk­eit. Dort sieht man das gänzlich anders: Eine „derartige Vorgangswe­ise“– also dass nur der Älteste im Haushalt einen Fragebogen erhält – sei „bei Befragunge­n weder üblich noch Standard“, heißt es seitens der Stadt. Wie befragt worden sei, liege vielmehr in der Verantwort­ung des Bezirksche­fs.

Nicht der einzige Kritikpunk­t: Auch der Verein „Pro Heiligenst­adt“zeigt sich über die Umfrage verärgert. Die Zeit für die Stimmabgab­e sei zu knapp bemessen gewesen. Manche der Befragten hätten den Brief erst am 24. März zugeschick­t bekommen, Abgabeschl­uss war aber bereits der 25. März.

Um weitere Kritik im Vorhinein auszuschli­eßen, wurde die Bürgerbefr­agung laut Resch unter notarielle­r Aufsicht ausgezählt. Ob der Radweg gebaut wird, entscheide­t Stadträtin Ulli Sima.

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