Liebe und Lust, Kinder und Kalamitäten Die Filmschau steht ab 8. April unter dem Motto „We are Family“– und reflektiert die Ukraine-Krise
Gewinnspiel
Heuer findet das Jüdische Filmfestival Wien zum bereits 30. Mal statt. Aber nicht im Herbst, wie üblich: Es wird am 24. April eröffnet und dauert bis 8. Mai. Frédéric-Gérard Kaczek AAC, der Gründer und Organisator, wollte sich u. a. von der Viennale (ab 20. Oktober) abgrenzen. Im Frühjahr sei, sagt der Kameramann, das Filmangebot „ein bisschen weniger dicht“.
Die Pandemie hat natürlich auch Auswirkungen auf das Programm. Denn als Motto wählte Kaczek „We are Family“. Corona habe, so seine Begründung, „Familien – wie auch immer sich diese verstehen und strukturiert sind – enger zusammen oder auch stärker auseinandergebracht. Diese Dynamik hat auch all das beeinflusst, was zu familiären und anderen Beziehungen dazu gehört: Liebe, Lust und Leidenschaft, Kinder und Kalamitäten, Streit und Versöhnung.“
Dem Thema Familie würden sich die Filmemacher – besonders wenn es um jüdische „Mischpochen“gehe – gerne auch mit Selbstironie und Witz nähern: „Und genau das benötigen wir unserer Meinung nach im Moment: etwas Leichtigkeit, Entspannung und Ablenkung.“Kaczek wählte daher u. a. die Komödien „Schönes Schlamassel“(A/D 2020) von Wolfgang Murnberger, „Eine die sich traut“(IL 2016), „The Matchmaker“(IL 2010) und „Honeymood“(IL 2020) aus.
Sobald die Religion eine wichtigere Rolle spielt, werden die Dinge kompliziert. Dies führen „Fill The Void“(IL 2012), „Gett – Der Prozess der Viviane Amsalem“(IL 2014) und „Cinco dias sin Nora (MEX 2008) vor Augen. In der Doku „Marry Me However“(IL 2020) wird auf die Eheprobleme Homosexueller in der strenggläubigen Gemeinde eingegangen; und „Sublet“, der neue Film von Eytan Fox (IL/USA 2020), befasst sich mit generationsbedingten Unterschieden in der Lebensart von homosexuellen Männern in Tel Aviv. Aber auch auf die Rolle der Frau wird eingegangen, etwa mit den Filmen „Working Woman“(IL 2018) und „More Than I Deserve“(IL 2021).
Angesichts des Krieges, den Putin führt, wählte Kaczek zudem Filme mit Ukraine-Bezug aus. Und er widmet einen Schwerpunkt dem
Thema „Kinder auf der Flucht“– unter anderem mit den Filmen „Der Pfad“, „Truus Children“, „Le vieil homme et l’enfant und „Das As der Asse“, in dem Jean Paul Belmondo einem jüdischen Buben hilft, aus Deutschland in die Schweiz zu fliehen.
Den der Erinnerungskultur gewidmeten Teil wird in Kooperation mit dem Filmarchiv Austria als Symposium unter dem Titel „Dokumente der Vernichtung“zum Thema befreite Lager realisiert.
„Ein nasser Hund“
Eröffnet wird das Festival mit „Ein nasser Hund“(D 2021): Ein iranstämmiger, jugendlicher Jude, der völlig unreligiös erzogen wurde, wird Mitglied einer aus Moslems bestehenden Gang in Berlin-Wedding. „Das ist ein Film über Vorurteile und Freundschaft, Rebellion und Selbstfindung und nicht zuletzt Respekt gegenüber anderen Religionen und Ethnien“, sagt Kaczek. Regisseur Damir Lukačević und Arye Sharuz Shalicar, der Autor der autobiografischen Buchvorlage, kommen zum Gespräch. Und die Schauspielerin Katharina Stemberger hält die Eröffnungsrede.
Just am Eröffnungstag, 24. April, feiert Barbra Streisand ihren 80. Geburtstag. Kaczek zeigt daher eine kleine Retrospektive – mit „A Star is Born“(1976), „Yentl“(1983), „The Mirror Has Two Faces“(1996) und „Meet the Fockers“(2004). Am 1. Mai wird im Gartenbau „Hello Dolly“(1969) vorgeführt. Zu sehen sind die rund 35 Langfilme und zehn Kurzfilme im Metro Kinokulturhaus, Gartenbaukino und in den Village Cinemas Wien Mitte. Spielplan:
Gewinnen Sie Tickets Der KURIER verlost
10 x 2 Tickets für den Film „Hello Dolly“(engl. OF) am Sonntag, 1. Mai, um 15.00 Uhr im Gartenbaukino. Bis 12. April mitspielen unter kurier.at/gewinnspiele. Teilnahmebedingungen & Infos ebendort.