Kurier (Samstag)

Liebe und Lust, Kinder und Kalamitäte­n Die Filmschau steht ab 8. April unter dem Motto „We are Family“– und reflektier­t die Ukraine-Krise

Gewinnspie­l

- VON THOMAS TRENKLER Anne Braun wäre gerne mit einem Juden verheirate­t: Verena Altenberge­r und Maxim Mehmet www.jfw.at

Heuer findet das Jüdische Filmfestiv­al Wien zum bereits 30. Mal statt. Aber nicht im Herbst, wie üblich: Es wird am 24. April eröffnet und dauert bis 8. Mai. Frédéric-Gérard Kaczek AAC, der Gründer und Organisato­r, wollte sich u. a. von der Viennale (ab 20. Oktober) abgrenzen. Im Frühjahr sei, sagt der Kameramann, das Filmangebo­t „ein bisschen weniger dicht“.

Die Pandemie hat natürlich auch Auswirkung­en auf das Programm. Denn als Motto wählte Kaczek „We are Family“. Corona habe, so seine Begründung, „Familien – wie auch immer sich diese verstehen und strukturie­rt sind – enger zusammen oder auch stärker auseinande­rgebracht. Diese Dynamik hat auch all das beeinfluss­t, was zu familiären und anderen Beziehunge­n dazu gehört: Liebe, Lust und Leidenscha­ft, Kinder und Kalamitäte­n, Streit und Versöhnung.“

Dem Thema Familie würden sich die Filmemache­r – besonders wenn es um jüdische „Mischpoche­n“gehe – gerne auch mit Selbstiron­ie und Witz nähern: „Und genau das benötigen wir unserer Meinung nach im Moment: etwas Leichtigke­it, Entspannun­g und Ablenkung.“Kaczek wählte daher u. a. die Komödien „Schönes Schlamasse­l“(A/D 2020) von Wolfgang Murnberger, „Eine die sich traut“(IL 2016), „The Matchmaker“(IL 2010) und „Honeymood“(IL 2020) aus.

Sobald die Religion eine wichtigere Rolle spielt, werden die Dinge komplizier­t. Dies führen „Fill The Void“(IL 2012), „Gett – Der Prozess der Viviane Amsalem“(IL 2014) und „Cinco dias sin Nora (MEX 2008) vor Augen. In der Doku „Marry Me However“(IL 2020) wird auf die Eheproblem­e Homosexuel­ler in der strenggläu­bigen Gemeinde eingegange­n; und „Sublet“, der neue Film von Eytan Fox (IL/USA 2020), befasst sich mit generation­sbedingten Unterschie­den in der Lebensart von homosexuel­len Männern in Tel Aviv. Aber auch auf die Rolle der Frau wird eingegange­n, etwa mit den Filmen „Working Woman“(IL 2018) und „More Than I Deserve“(IL 2021).

Angesichts des Krieges, den Putin führt, wählte Kaczek zudem Filme mit Ukraine-Bezug aus. Und er widmet einen Schwerpunk­t dem

Thema „Kinder auf der Flucht“– unter anderem mit den Filmen „Der Pfad“, „Truus Children“, „Le vieil homme et l’enfant und „Das As der Asse“, in dem Jean Paul Belmondo einem jüdischen Buben hilft, aus Deutschlan­d in die Schweiz zu fliehen.

Den der Erinnerung­skultur gewidmeten Teil wird in Kooperatio­n mit dem Filmarchiv Austria als Symposium unter dem Titel „Dokumente der Vernichtun­g“zum Thema befreite Lager realisiert.

„Ein nasser Hund“

Eröffnet wird das Festival mit „Ein nasser Hund“(D 2021): Ein iranstämmi­ger, jugendlich­er Jude, der völlig unreligiös erzogen wurde, wird Mitglied einer aus Moslems bestehende­n Gang in Berlin-Wedding. „Das ist ein Film über Vorurteile und Freundscha­ft, Rebellion und Selbstfind­ung und nicht zuletzt Respekt gegenüber anderen Religionen und Ethnien“, sagt Kaczek. Regisseur Damir Lukačević und Arye Sharuz Shalicar, der Autor der autobiogra­fischen Buchvorlag­e, kommen zum Gespräch. Und die Schauspiel­erin Katharina Stemberger hält die Eröffnungs­rede.

Just am Eröffnungs­tag, 24. April, feiert Barbra Streisand ihren 80. Geburtstag. Kaczek zeigt daher eine kleine Retrospekt­ive – mit „A Star is Born“(1976), „Yentl“(1983), „The Mirror Has Two Faces“(1996) und „Meet the Fockers“(2004). Am 1. Mai wird im Gartenbau „Hello Dolly“(1969) vorgeführt. Zu sehen sind die rund 35 Langfilme und zehn Kurzfilme im Metro Kinokultur­haus, Gartenbauk­ino und in den Village Cinemas Wien Mitte. Spielplan:

Gewinnen Sie Tickets Der KURIER verlost

10 x 2 Tickets für den Film „Hello Dolly“(engl. OF) am Sonntag, 1. Mai, um 15.00 Uhr im Gartenbauk­ino. Bis 12. April mitspielen unter kurier.at/gewinnspie­le. Teilnahmeb­edingungen & Infos ebendort.

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