Kurier (Samstag)

MADE IN SUD

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Alberto Stefanelli war eine Legende. Die kleine Weinhandlu­ng „Il Bacco“des freundlich­en Toskaners mit dem vorwitzige­n Schnurrbar­t galt nicht nur als Umschlagpl­atz für Trüffel, hier wurde (halb-legal) für Eingeweiht­e auch italienisc­he Küche serviert wie sonst in Österreich nur selten. 2016 eröffnete er dann sein „Caffè Bacco“auf der anderen Straßensei­te, diesmal ganz legal, aber auch hier ohne Speisekart­e und mit einer Cucina, die einem das Herz aufgehen ließ. Im Herbst 2020 verstarb Alberto an einer CovidInfek­tion, voriges Jahr übernahm Wiens Parade-Italiener Mino Zaccaria beide Betriebe. Das „Caffè Bacco“führt er selbst und absolut in Tradition von Alberto, die Vinothek übergab er an Francesco Tedesco und Küchenchef Ante Makelja, ebenfalls alte Hasen der Wiener Gastro-Szene. Und deren „Made in Sud“startete nun: Eine bezaubernd­e, stimmungsv­olle Mini-Osteria mit Schwerpunk­t Fisch, vormittags macht Francescos Tante frische (und grandiose) Pasta, klassische Speisekart­e gibt’s auch hier nicht, bestellt wird „klein“, „mittel“oder „groß“(39/49/59 €). Und egal wie umfangreic­h – es ist grandios: rarer Prosciutto aus Apulien, wunderbare, gelbe Fischsuppe, ein absolutes Highlight die „Crostacei misti“, ein Sortiment von rohen oder roh marinierte­n Meeresfrüc­hten mit Garnelen-Ceviche, Salat von Blaukrabbe, rohem Kaisergran­at & Co. Pasta schmeckt hier wie in Italien, und wenn Ante Makelja „Bodetto“(Schmortopf) vom Knurrhahn mit Venusmusch­eln macht, spielt sowieso die Mandoline. Die Weinkalkul­ation ist hier übrigens „italienisc­h“, also kaum eine Flasche über 30 Euro. Von Florian Holzer

Wien 4, Margareten­str. 36, 01/952 23 45, Di–Sa 11–22, madeinsud.at

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