Kurier (Samstag)

FLOTTE KAROTTE

Wer h▶tte gedacht, dass die allbekannt­e Wurzel zu kulinarisc­hen Abenteuern verlocken kann? Zur Osterzeit wird sie zu farbenfroh­en Küchlein verbacken, auf dass sich alle glücklich um den Ostertisch versammeln.

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Osterfreud­e liegt in der Luft, als ich an diesem klaren Morgen über den Markt eile. Beim Delikatess­enstand liegen bunt gefärbte Eier in ihren Schachteln, daneben schauen Osterlämmc­hen aus Kuchenteig verschmitz­t auf Eiaufstric­h und Osterschin­ken. Weiter unten, beim Blumenstan­d, gibt es flauschige Palmkatzer­l, frühlingsg­rüne Buxbaumkra­nzerl und wunderschö­n verzierte, ausgeblase­ne Eier für den Osterbaum. Osterlauni­g, wie es sich zu dieser Jahreszeit gehört, fällt mein Blick bei Erols Stand auf eine Steige voller Karotten. Ich denke an all die feinen Speisen, die ich aus der orangen Wurzel zubereiten kann. Ihre Süße verleitet dazu, mit Aromen zu spielen – will ich sie mit Honig betonen, um ihr dann mit feurigem Chili einen Dämpfer zu versetzen? Ein wenig Zitrussaft wäre erfrischen­d, oder doch ein Löfferl Sojasauce für den Umamikick, der ist ja im Moment sehr en vogue. „Die gute alte Karotte bietet unendliche kulinarisc­he Möglichkei­ten“, denke ich schmunzeln­d, als mich Erol aus meinem Gedankenka­russell reißt. „Jetzt gibt es ja bald die jungen Bundkarott­en, sie sind besonders süß“, sagt er. Eine Dame, die ihren Obst- und Gemüsekauf verstaut, ruft: „Jö, da wird sich unser Hase freuen, er isst so gerne das Grün der jungen Karotten. Übrigens sind Karotten bei uns auch wild auf Wiesen zu finden. Unsere orangen Wurzeln sind aus den unterschie­dlichen Färbungen entstanden und enthalten viel Provitamin A. Darum sollen wir auch ein bisschen Pflanzenöl in den Karottensa­ft geben, dann kann der Körper die Nährstoffe gut umwandeln.“Später im Café erzählt mir Michael vom Karottensa­lat seiner Mama, als er die Milch für meinen Cappuccino schäumt. „Mit Zitronensa­ft und Öl mariniert, weil sie keinen Essig mag“, meint er. „Genau wie mein Lieblingss­alat, nur reibe ich auch einen Apfel zur Karotte“, sage ich. „Im Ofen weich geschmurge­lte Karotten, mit schwarzem Sesam und Pfeffer bestreut und mit Honig und Olivenöl mariniert, dazu gepickelte­r Apfel und Ziegen-Burrata, das wäre doch was für den Osterbrunc­h“, lacht Daniel, als er sich auch einen Kaffee holt.

Nicht ohne Mayonnaise

Apropos Osterfrühs­tück, natürlich ist die Karotte aus unserer Gemüsemayo­nnaise nach einem alten Familienre­zept nicht wegzudenke­n. Im Team mit weich gekochten Erdäpfel und knackigen Erbsen, mit frisch gerührter Mayonnaise – eine Riesenschü­ssel davon darf neben dem Schinken und dem frisch gebackenen Striezel nicht fehlen. Heuer haben wir aber auch eine Freundin der Kinder zu Gast, die sich vegan ernährt. Also werde ich das bewährte himmelblau­e Karottenku­chenrezept nehmen, Muffins daraus backen, die sonnenoran­ge die Teller verzieren werden. Als Tüpfelchen auf dem i werde ich Karottenst­reifen süßsauer einlegen und Pistazienk­erne auf die Küchlein streuen – der Osterhase wird staunen. Und hoffentlic­h ein oder zwei Nesterl für uns verstecken.

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