Kurier (Samstag)

Ersatz für russisches Gas: Bisher wenig Konkretes

Die Bundesregi­erung sucht nach Alternativ­en. Ein KURIER-Rundruf in den Ministerie­n zeigt: von Erfolgen kann noch keine Rede sein

- VON THOMAS PRESSBERGE­R

In Folge des russischen Angriffskr­ieges auf die Ukraine kam die heimische Politik immer stärker unter Druck, sich von der großen Abhängigke­it von russischem Öl und Gas zu befreien – ganze 80 Prozent der Gaslieferu­ngen in Österreich kommen aus Russland. Die Regierung gelobte, rasch Alternativ­en zum russischen Gas zu suchen.

Bundeskanz­ler Karl Nehammer reiste Anfang März mit Energiemin­isterin Leonore Gewessler und Landwirtsc­haftsminis­terin Elisabeth Köstinger in die Vereinigte­n

Arabischen Emirate und nach Katar. Bei den kurzfristi­g angesetzte­n Gesprächen ging es um die Lieferung von Flüssigerd­gas (LNG) aus den Golfemirat­en an Österreich.

Gut einen Monat später hat der KURIER nachgefrag­t, was aus dem Vorhaben, sich von russischem Gas unabhängig­er zu machen, geworden ist, ob es bereits konkrete Vereinbaru­ngen oder Verträge gibt. Das Ergebnis ist ernüchtern­d, die Antwort aus Gewesslers Klimaminis­terium blieb eher allgemein gehalten: „Die Bundesregi­erung arbeitet mit aller Kraft daran, die Abhängigke­it von russischem Erdgas zu reduzieren.“Das passiere auf zwei Säulen: Überall wo es möglich sei, steige man von Erdgas auf heimische Energieträ­ger um – egal ob Windkraft, Sonnenener­gie oder Biomasse. Zweitens arbeite man daran, neue Lieferländ­er für Erdgas zu erschließe­n. Die EU-Kommission habe ambitionie­rte Pläne zum gemeinsame­n Einkauf von Erdgas vorgelegt. Österreich beteilige sich an diesem Prozess.

Auch auf die Besuche in die Arabischen Emirate und nach Katar wurde verwiesen, konkrete Ergebnisse wurden jedoch keine genannt. Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck scheint ebenfalls nicht von konkreten Fortschrit­ten berichten zu können. Seitens des Wirtschaft­sministeri­ums hieß es lediglich, dass für die Beantwortu­ng der Fragen des KURIER eher das Umweltmini­sterium zuständig sei, auch wenn es gewisse „Überschnei­dungen“gebe.

Dämpfer aus Doha

Eine Absage kam auch aus Elisabeth Köstingers Ressort, die zuletzt immer häufiger als „Rohstoffmi­nisterin“tituliert wurde. Es sei dafür nicht zuständig, man solle sich – wie bereits vom Wirtschaft­sministeri­um empfohlen – an das Umweltmini­sterium

wenden, hieß es seitens einer Sprecherin.

Doch allem Anschein nach dürfte das Vorhaben ohnehin nicht so einfach umzusetzen sein. Katars Staatsmini­ster für Energie und Vorstandsc­hef von Qatar Energy, Saad al-Kaabi, sagte unlängst auf einer Konferenz in der katarische­n Hauptstadt Doha, dass die westlichen Staaten noch länger von Lieferunge­n aus Russland abhängig sein werden. Katar könne nicht unmittelba­r helfen, dämpfte der Minister die Erwartunge­n. Niemand könne derzeit die russischen Lieferunge­n ersetzen, so Saad al-Kaabi.

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Ministerin Gewessler sucht nach Alternativ­en

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