Kurier (Samstag)

Wiener Stadtrat Hanke kritisiert Ausweisung von Diplomaten

SPÖ-Politiker: „Österreich­s Reputation hat gelitten“

- CH. SCHWARZ

Diplomatie. Um die österreich­ische Rolle im Krieg Russlands gegen die Ukraine besorgt zeigt sich Wiens Finanzund Wirtschaft­sstadtrat Peter Hanke (SPÖ) – und übt dabei deutliche Kritik am Bund: Österreich werde der Vermittler­rolle, mit der es sich in der Vergangenh­eit internatio­nal einen Namen gemacht habe, „derzeit nicht gerecht“, sagt Hanke im Gespräch mit dem KURIER.

Schuld seien die bundespoli­tischen Verwerfung­en der vergangene­n Jahre, so Hanke in Richtung ÖVP: „Die Politik auf Bundeseben­e war in den vergangene­n Jahren von permanente­r Veränderun­g geprägt.“Das habe dafür gesorgt, „dass Österreich internatio­nal in seiner Reputation gelitten hat“. Jetzt, in einer Krise, „schaffen wir es daher nicht, Stärke zu zeigen“, so Hanke.

„Nicht vorschnell sein“

Besonders skeptisch sieht der SPÖ-Stadtrat, der immer wieder als Nachfolger von Bundespart­eichefin Pamela Rendi-Wagner im Gespräch war, die Ausweisung jener vier russischer Diplomaten, die das Außenminis­terium am Donnerstag dieser Woche zu „unerwünsch­ten Personen“erklärt hat. Bei derartigen Maßnahmen solle Österreich „sehr vorsichtig sein“, meint Hanke. „Wir haben uns über Jahrzehnte eine Brückenkop­ffunktion in Richtung Osteuropa erarbeitet, die wir zur Friedenssc­haffung einsetzen sollten. Da sollte man nicht vorschnell diplomatis­che Beziehunge­n aufs Spiel setzen.“Die Neutralitä­t zu bewahren, sei „essenziell“.

Was sich der Stadtrat wünscht? Wien solle sich im aktuellen Konflikt „noch stärker als Drehscheib­e für den Frieden einbringen“.

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