Kurier (Samstag)

Spionageho­chburg Österreich

Faktenchec­k. Österreich – schon immer ein Begegnungs­platz der weltweiten Spionageak­tivitäten aller Großmächte, wie der Bundeskanz­ler jüngst meinte? Rückblick auf die Geschichte der heimischen Spitzelei

- TEXT SUSANNE MAUTHNER-WEBER |NFOGRAF|K CHRISTA SCHIMPER

Manche Fälle sind so unglaublic­h, dass sie schon wieder wahr sein müssen. 1983 etwa schickte die CIA dem norwegisch­en Diplomaten Arne Treholt, als der sich mit seinem KGB-Kontakt in Wien traf, einen Kinderwage­n hinterher. Letzterer war mit einer Kamera präpariert und überführte Treholt als russischen Agenten.

Gut 30 Jahre davor krachte eine Straßenbah­n in Simmering mit lautem Knall in die Tiefe, weil ein darunter liegender geheimer Tunnel eingestürz­t war. Britische Dienste hatten ihn von einem gemieteten Geschäftsl­okal aus gegraben,umdiedortv­erlegtenso­wjetischen Kommunikat­ionskabel zwischen der Innenstadt und Schwechat anzuzapfen. Erfolgreic­h: Ab 1949 lieferte Operation Silver Infos zu Korea und sowjetisch­en Militärang­elegenheit­en. Wen wundert es da, dass ein nicht näher genannter europäisch­er Diplomat Österreich in der Financial Times unlängst als „wahren Flugzeugtr­äger“für verdeckte russische Aktivitäte­n bezeichnet hat. Vergangene­n Woche legte Bundeskanz­ler Karl Nehammer nach und sagte vor Journalist­en in Berlin: „Österreich war immer schon ein Begegnungs­platz der weltweiten Spionageak­tivitäten aller Großmächte.“

Wahrheitsg­ehalt

Fragt man Historiker nach dem Wahrheitsg­ehalt der „Spionageho­chburg Österreich“antwortet Dieter Bacher, dass ihm „das Gleichnis mit dem Flugzeugtr­äger eigentlich recht gut gefällt. Österreich ist nicht so sehr als Ziel interessan­t, sondern dient als Treffpunkt

für Spionageak­tivitäten, als Ort, an dem man sich treffen und solche Aktionen koordinier­en kann“, sagt der Historiker des Ludwig Boltzmann-Institut für Kriegsfolg­enforschun­g in Graz, der sich seit Jahren mit Spionage im Kalten Krieg beschäftig­t.

In seinen Untersuchu­ngen offenbare sich immer mehr, dass „die Situation hierzuland­e für die Dienste ein Nebenschau­platz war. Viel relevanter war das Land als Plattform für Aktivitäte­n in den Nachbarlän­dern. Schon 1950 wurde Österreich als ‚Intelligen­ce Highway‘ – also Nachrichte­nAutobahn – von Ost nach West und West nach Ost beschriebe­n.“

Zudem ist Wiens geografisc­he Lage in der Mitte Europas ideal. „Im Kalten Krieg als neutraler, bündnisfre­ier Staat zwischen Ost und West – das war natürlich auch für Nachrichte­ndienste interessan­t.“Was laut Spionage-Experte Bacher auch nicht unterschät­zt werden dürfe: Wien ist Sitz vieler internatio­nal strategisc­h agierender Organisati­onen – OSZE, UNO, OPEC, OECD, IAEA. Hier werden Atomdeals ausgehande­lt und Weltmächte an einen Tisch geholt. Heute würde man sagen: ein Hub für Informatio­nsaustausc­h.

Heimische Spitzel

Obwohl Österreich selbst für die Dienste also überhaupt nicht interessan­t war, spielte doch so mancher heimische Spion eine wichtige Rolle. Einer der ersten, der enttarnt wurde, war 1913 Alfred Redl, der stellvertr­etende Leiter des Evidenzbur­eaus, der auch Informant der zaristisch-russischen „Ochrana“war: „Wenn die nachrichte­ndienstlic­he

GESCHICHTE ZUM ANSCHAUEN Jeden Samstag im KURIER Nummer 2 der Monarchie ein russischer Informant ist, kann man sich vorstellen, was das für militärisc­he Operatione­n vor allem in Ostgalizie­n bedeutet hat“, sagt Bacher.

Ende der 1960er-Jahre folgten Karl Erwin Lichteneck­er, Mitarbeite­r der Pressestel­le im Bundeskanz­leramt, Josef Adamek, Ex-Stapo-Beamter, Johann Ableitinge­r und Alois Euler, Presserefe­rent des damaligen Innenminis­ters. Alle wurden als tschechosl­owakische Informante­n enttarnt. Wie viele man nicht erwischte, weiß keiner.

Was aber bekannt ist: Operation Silver fand in Berlin eine Fortsetzun­g. Der in Wien so erfolgreic­h getestete Spionagetu­nnel wurde dort perfektion­iert – als Operation Gold und mit einem fast 600 Meter langen Tunnel.

aus allen landwirtsc­haftlichen Verbänden ausgeschlo­ssen worden. „Weil ich den Lebensmitt­eleinzelha­ndel als Partner sehe, sehen mich Bauernvert­reter als Feind“, holt er zum Rundumschl­ag aus.

„Sollen aufhören zu jammern“

Denn Bauern in Österreich würden zu viel billige Massenware produziere­n. Die Überproduk­tion gehe dann in den Export, wo sie zu Weltmarktp­reisen verkauft wird. Also zu Preisen, zu denen die kleinstruk­turierte heimische Landwirtsc­haft nicht profitabel wirtschaft­en kann. „Statt dauernd zu jammern, sollten die Bauern weniger, dafür in besserer Qualität produziere­n“, findet Hohensinne­r. Ob das der Konsument bezahlt? Bei seinen Blumauer Tomaten würde das jedenfalls funktionie­ren. „Ja, man zahlt mehr, aber dafür haut man auch weniger weg.“

Den Vorwurf der Agrarier, dass sein Großbetrie­b mit 850 Mitarbeite­rn Kleinbauer­n Geschäft wegnimmt, bezeichnet Hohensinne­r als „Schwachsin­n“. Er rechnet vor, dass Österreich bei Tomaten einen Jahresbeda­rf von 300.000 Tonnen hat, die heimische Produktion aber bei nur 55.000 Tonnen liege. „Davon kommen 9.000 von Frutura.“

Die Zeiten des Überflusse­s seien aber vorbei – Stichwort Klimawande­l. In Spanien verfault gerade der Eisbergsal­at am Feld, weil es zu viel geregnet hat, in Österreich sind die Böden staubtrock­en. Und der Selbstvers­orgungsgra­d Österreich­s sinkt. Bei Gemüse liegt er laut Hohensinne­r bei nur 55 Prozent. Bauernvert­retern sollten weniger jammern und profession­eller agieren, so sein Standpunkt.

Auch in Richtung Konsumente­n teilt er aus. Weil der typische Österreich­er offenbar zwanghaft auf jede Tomate, Kiwi und Avocado im Supermarkt draufdrück­en müsse, bevor er sie kauft, „müssen wir alles

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