Kurier (Samstag)

Frutura-Chef: „Wir müssen alles zu Tode verpacken“

Die Verpackung koste oft schon mehr als das Produkt selbst

- VON SIMONE HOEPKE

Ob Putin den Gashahn auf- oder abdreht, ist dem Chef des laut eigenen Angaben größten Obst- und Gemüselief­eranten Österreich­s relativ egal. Frutura-Chef Manfred Hohensinne­r heizt seine Bad-Blumauer Glashäuser – die sich über eine Fläche so groß wie 30 Fußballfel­der erstrecken – mit Thermalwas­ser. Sein gesamter Betrieb – zu dem auch eine Bananenrei­ferei gehört – arbeitet laut Hohensinne­r CO2-neutral. Und das im großen Stil. „Wir bewegen jährlich 230.000 Tonnen Obst und Gemüse für die Spar-Gruppe“, sagt der Steirer und beziffert seinen Jahresumsa­tz mit 500 Mio. Euro.

Klingt nach einem Vorzeigeun­ternehmer, mit dem sich Politiker gern ablichten lassen. Hohensinne­r winkt ab. „In meinem Betrieb (Gegründet 2002, Anm.) war noch kein einziger Landwirtsc­haftsminis­ter. Ich gelte als Bauernrebe­ll.“Er sei zu Tode verpacken. Würden wir das nicht machen, wäre 20 Prozent der Ware nach zwei Stunden Matsch. In Italien würde das nie passieren“, ärgert sich Hohensinne­r. Die Verpackung kostet naturgemäß Geld, was sich im Verkaufspr­eis der Ware niederschl­ägt. Müsste die Industrie weniger verpacken, wäre Obst und Gemüse auch billiger, so der Unternehme­r, der an der Verpackung­sfront gerade mit Preissteig­erungen von 30 Prozent kämpft. Könnte die Ware lose verkauft werden, könnte sie je nach Produkt um 20 bis 30 Prozent billiger verkauft werden, schätzt er. Mitunter koste die Verpackung schon mehr als das verpackte Gemüse selbst.

Der Ruf nach plastikfre­ier Verpackung werde jedenfalls erhört. Um Feuchtigke­itsschäden im Karton zu verhindern, müsse dieser aber beschichte­t werden. Und es braucht ein Sichtfenst­er, weil der Konsument sehen will, was in der Packung ist. Sein Fazit: „Zum Schluss ist die CO2-Bilanz schlechter als bei Plastik.“

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