Frutura-Chef: „Wir müssen alles zu Tode verpacken“
Die Verpackung koste oft schon mehr als das Produkt selbst
Ob Putin den Gashahn auf- oder abdreht, ist dem Chef des laut eigenen Angaben größten Obst- und Gemüselieferanten Österreichs relativ egal. Frutura-Chef Manfred Hohensinner heizt seine Bad-Blumauer Glashäuser – die sich über eine Fläche so groß wie 30 Fußballfelder erstrecken – mit Thermalwasser. Sein gesamter Betrieb – zu dem auch eine Bananenreiferei gehört – arbeitet laut Hohensinner CO2-neutral. Und das im großen Stil. „Wir bewegen jährlich 230.000 Tonnen Obst und Gemüse für die Spar-Gruppe“, sagt der Steirer und beziffert seinen Jahresumsatz mit 500 Mio. Euro.
Klingt nach einem Vorzeigeunternehmer, mit dem sich Politiker gern ablichten lassen. Hohensinner winkt ab. „In meinem Betrieb (Gegründet 2002, Anm.) war noch kein einziger Landwirtschaftsminister. Ich gelte als Bauernrebell.“Er sei zu Tode verpacken. Würden wir das nicht machen, wäre 20 Prozent der Ware nach zwei Stunden Matsch. In Italien würde das nie passieren“, ärgert sich Hohensinner. Die Verpackung kostet naturgemäß Geld, was sich im Verkaufspreis der Ware niederschlägt. Müsste die Industrie weniger verpacken, wäre Obst und Gemüse auch billiger, so der Unternehmer, der an der Verpackungsfront gerade mit Preissteigerungen von 30 Prozent kämpft. Könnte die Ware lose verkauft werden, könnte sie je nach Produkt um 20 bis 30 Prozent billiger verkauft werden, schätzt er. Mitunter koste die Verpackung schon mehr als das verpackte Gemüse selbst.
Der Ruf nach plastikfreier Verpackung werde jedenfalls erhört. Um Feuchtigkeitsschäden im Karton zu verhindern, müsse dieser aber beschichtet werden. Und es braucht ein Sichtfenster, weil der Konsument sehen will, was in der Packung ist. Sein Fazit: „Zum Schluss ist die CO2-Bilanz schlechter als bei Plastik.“
+1,46 % ▲