Kurier (Samstag)

EINE TROCKENE ANGELEGENH­EIT

-

Der Mensch freut sich über sonnige Tage. Der Rebstock sieht das anders: extrem lange Schönwette­rperioden setzen ihm zu. Hohe Temperatur­en erträgt er noch

– wird es ihm zu heiß, stellt er schnurstra­cks die Arbeit ein und macht Hitzeferie­n. Einige Winzer überlegen dennoch die Sorten zu wechseln. Wieder einmal:

Erst riss man regionale Sorten aus und pflanzte Merlot und Co., weil sie in waren, um sie dann wieder auszureiße­n, als sie megaout waren. Und jetzt wieder retour? Ein sinnloses Unterfange­n, adaptieren sich doch autochthon­e Sorten gut an regionale Bedingunge­n. Andere Winzer weichen in höhere oder kühlere Lagen aus. Brachliege­nde Flächen werden mühsam rekultivie­rt. Rieden, die früher keiner wollte – plötzlich sind sie heiß begehrt. Nach den viel gepriesene­n Südlagen hingegen scheint kein Hahn mehr zu krähen. Doch so einfach ist es nicht: Einige Meter höher fällt auch kein Tropfen mehr vom Himmel. Wenn Reben etwas stresst, dann Trockenhei­t. Viele Winzer greifen zu Bewässerun­g, was die Wasserknap­pheit verschärft und die Pflanze verweichli­cht. Von instanter Symptombeh­andlung wird man sich verabschie­den müssen, wie auch vom Turbo-Wachstum: Mineraldün­ger, letztlich hochkonzen­trierte Salze, machen die Pflanze noch durstiger. Wer es verabsäumt, kluges Begrünungs­management zu betreiben, Kompost auszubring­en und so Humus, also auch Wasser- und Nährstoffs­peicher aufzubauen, wird in Zukunft alt aussehen.

Von Christina Fieber

Flaschenpo­st

Newspapers in German

Newspapers from Austria