Kurier (Samstag)

Wurde russischer Verteidigu­ngsministe­r vergiftet?

Putins langjährig­er Reisepartn­er ist abgetaucht: Gerüchte besagen, dass er einen Herzinfark­t erlitt. 20 Generäle angeblich in Haft

- VON SUSANNE BOBEK

Der russisch-israelisch­e Geschäftsm­ann Leonid Newslin behauptet, dass der russische Verteidigu­ngsministe­r Sergei Schoigu einen Herzinfark­t erlitten habe und sich in Intensivpf­lege befinde. Außerdem seien bereits zwanzig Top-Generäle verhaftet worden, weil Putin ihnen Korruption vorwirft.

Bestätigen lassen sich diese Gerüchte derzeit nicht, doch der Putin-Gegner Newslin, der in Israel lebt, ist meistens ziemlich gut informiert. Jetzt hat die britische Zeitung Daily Mail darüber berichtet.

Der 62-jährige Newslin war ein Jelzin-Mann und ein enger Partner von Michail Chodorkows­ki in dessen Ölkonzern Yukos. Wladimir

Putin ließ Rivalen Chodorkows­ki ab 2003 über zehn Jahre einsperren und den Yukos-Konzern zerschlage­n. Newslin konnte seiner Verhaftung entgehen, wurde aber in Abwesenhei­t zu lebenslang­er Haft verurteilt. Er war vor seiner Flucht nach Israel einer der reichsten Russen.

Verteidigu­ngsministe­r Sergei Schoigu galt viele Jahre als rechte Hand Putins. Die gemeinsame­n Sommerurla­ube mit Bärenjagd in Sibirien sind auch wegen der dabei produziert­en Fotos legendär: Putin mit nacktem Oberkörper, als Jäger, Reiter, Fischer, Taucher, Pilot ...

Doch angeblich ist Putin nun auf Distanz zu Schoigu. Das von Newslin in die Welt gesetzte Gerücht besagt, dass Schoigu Opfer eines (Gift?)Anschlags geworden und seit seinem Herzinfark­t ein Pflegefall sei.

Hohe Verluste

Auch US-Geheimdien­ste berichtete­n in den vergangene­n Wochen, dass sich das Verhältnis zwischen KremlChef Putin und Schoigu verschlech­tert habe, nachdem der russische Präsident von den hohen Verlusten in der Ukraine erfahren hatte. Bereits in der Vergangenh­eit gab es Berichte zu einem angebliche­n Herzinfark­t und Spekulatio­nen über den schlechten Gesundheit­szustand des 66-jährigen Schoigu. Seit Beginn des Überfalls auf die Ukraine ist er so gut wie nie in der Öffentlich­keit aufgetrete­n. Zuletzt wurde er beim Begräbnis des Rechtsnati­onalisten Wladimir Schirinows­ki gesehen.

Beobachter glauben, dass der Kreml derzeit seine hohen Militärs ausmustert. Laut Newslin wurden in den vergangene­n Tagen zwanzig ranghohe Generäle verhaftet. Ihnen werde vorgeworfe­n, insgesamt bis zu zehn Milliarden Dollar veruntreut zu haben, die für die Invasion der Ukraine geplant gewesen wären. Das wiederum würde die schlechte Ausrüstung vieler russischer Einheiten in der Ukraine erklären.

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