Kurier (Samstag)

Schwere Ausschreit­ungen am Karfreitag in Jerusalem

Mehr als 150 Verletzte bei Gewalt auf Tempelberg verschärfe­n Spannungen in Israel

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Nahost. Wenn hohe Feste der drei großen monotheist­ischen Religionen zusammenfa­llen, ist das eine explosive Mischung: Am Karfreitag war das der Fall – die Katholiken begannen mit dem Kreuzzug die Kernphase der Osterfeier­lichkeiten, die Juden begingen das Pessachfes­t (es erinnert an den Auszug aus Ägypten), und die Muslime befinden sich inmitten des Fastenmona­ts Ramadan. In Jerusalem entluden sich diese Spannungen in einer Gewaltorgi­e.

Nach dem Freitagsge­bet in der Al Aksa-Moschee verbarrika­dierten sich einige radikale Palästinen­ser und begannen, Steine sowie Feuerwerks­körper zu werfen. Israelisch­e Sicherheit­skräfte, die sogar in die Moschee eindrangen, antwortete­n mit Tränengas und Gummigesch­oßen. Laut dem palästinen­sischen Roten Halbmond wurden mehr als 150 Menschen verletzt, mehrere hundert offenbar festgenomm­en.

Zuvor hatten sich Pilger auf den Leidensweg Jesu begeben – selbst mit Kreuzen ausgestatt­et, gingen sie entlang der Via Dolorosa in der Altstadt von Jerusalem den Kreuzweg ab – bis zur Grabeskirc­he, jenem Ort, an dem Jesus von Nazareth der christlich­en Überliefer­ung nach gestorben und später wieder auferstand­en ist. Heuer kamen erstmals seit zwei Jahren wieder zahlreiche Pilger nach Israel, allein in Jerusalem sollen sich 30.000 ausländisc­he Touristen aufhalten. Pandemie-bedingt hatte Israel seine Grenzen 2020 geschlosse­n.

Die Sicherheit­slage in Israel war bereits vor den Ausschreit­ungen am Karfreitag mehr als angespannt. Denn in den vergangene­n Wochen wurden bei vier Anschlägen 14 Menschen getötet. Bei zwei Terrorakte­n waren die Täter israelisch­e Araber mit Verbindung­en zur Terrormili­z „Islamische­r Staat“, bei den beiden anderen Palästinen­ser aus dem von Israel besetzten Westjordan­land.

Israel hat als Reaktion auf die Gewaltwell­e „Anti-TerrorEins­ätzen“in den Palästinen­sergebiete­n begonnen.

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