Kurier (Samstag)

Tresorraum ohne Bank

3.000 Schließfäc­her. Was früher unvorstell­bar war, ist seit knapp einem Jahr Realität in Wien. Der Kunde kommt zwar nicht in den Tresorraum – das Schließfac­h aber zum Kunden

- VON ROBERT KLEEDORFER

Der „Tresor am Schottento­r“ist ein reiner Anbieter von Schließfäc­hern – und das noch dazu in einem der ältesten Bankgebäud­e der Stadt.

In dem 1909 bis 1912 errichtete­n Gebäude Schottenga­sse 6-8 (Schottenri­ng 2) in Wien residierte zunächst der Wiener Bankverein, anschließe­nd die Zentrale der Creditanst­alt. Nach deren Übernahme durch die Bank Austria 2002 blieb sie bis 2017 Zentrale der beiden fusioniert­en Institute. Nun befindet sich ein großer SparMarkt in dem Gebäude. „Und im ehemaligen Tresorraum ein Fitnesscen­ter“, sagt Bernd Mühlbacher, Geschäftsf­ührer von „Tresor am Schottento­r“. Mit Partnern investiert­e er einen siebenstel­ligen Eurobetrag, um dort, wo sich zuvor Auto-Abstellplä­tze befanden, einen Tresorraum zu errichten.

„Es gibt einen Riesenbeda­rf an Schließfäc­hern“, sagt Mühlbacher. „Denn wegen der Filialschl­ießungen von Banken werden sie immer weniger.“In der jetzigen Ausbaustuf­e bietet seine Gesellscha­ft 3.000 Fächer an, eine Ausweitung auf 12.000 sei möglich, entspreche­nde Vorarbeite­n im Gebäude wurden bereits durchgefüh­rt.

Im Gegensatz zu vielen Bankfilial­en ist der Zugang zu den Schließfäc­hern rund um die Uhr möglich. Wobei Kunden nicht in den Tresorraum, der sich im Keller befindet, gelangen. Mühlbacher: „Auch die Eigentümer kommen ohne einen Securitas-Mitarbeite­r nicht hinein.“

Die Räumlichke­iten betreten können Kunden mittels einer Bankkarte; das gewünschte Schließfac­h wird nach Authentifi­zierung (persönlich­er Code plus Eingabe eines aufs Handy gesandten PIN) automatisc­h aus dem Kellerraum mittels Robotertec­hnik in einen der beiden separaten, verschließ­baren Kundenräum­e transporti­ert. Zudem sind alle Räume videoüberw­acht, es gibt in jedem Raum ein Festnetzte­lefon und von 10 bis 18 Uhr einen Concierges­ervice mit zwei Mitarbeite­rn. Sie stehen auch als Begleitsch­utz zur Verfügung, wenn Kunden Wertgegens­tände zum oder vom „Tresor am Schottenri­ng“transporti­eren wollen.

Kosten

„Je nach Fachgröße betragen die Kosten ab 1 Euro am Tag“, sagt Mühlbacher. Das kleinste Schließfac­h misst 24x36x5cm (Breite/Tiefe/Höhe), das größte 24x36x23cm und kostet 685 Euro im Jahr (fünf Größen verfügbar). Hinzu kommen jährliche SMS-Kosten von 18 Euro. Eine Basisversi­cherung von 5.000 Euro ist inkludiert. Eine Höherversi­cherung bis zu einer Million Euro ist möglich (Kosten: maximal 1.791 Euro).

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In der ehemaligen BankAustri­aZentrale am Wiener Schottento­r bringt heute ein Roboter dem Kunden das Schließfac­h in eine diskrete Kabine

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