Kurier (Samstag)

Glasner auf den Spuren von Ernst Happel

Frankfurts Trainer feierte eine magische Nacht

- VON PETER GUTMAYER

Wenn Oliver Glasner nach einem Spiel auf dem Bauch mit dem Kopf voraus durch das Spalier seiner Spieler über den Rasen rutscht, dann muss davor etwas Besonderes passiert sein. Vor allem, wenn das alles im Fußball-Tempel Camp Nou geschieht, vor 30.000 Frankfurt-Fans. Es war der größte Erfolg in der Trainerkar­riere des 47-Jährigen. Die Eintracht hat den großen FC Barcelona auswärts mit 3:2 besiegt und damit den Aufstieg ins Halbfinale der Europa League fixiert. „Das hat sich eingebrann­t ins Herz für immer“, sagte Glasner nach dem Meilenstei­n in seiner Karriere strahlend.

Happel unerreicht

Glasner hätte in dieser Saison mit Wolfsburg Champions League spielen können. Doch er entschied sich im Sommer für Frankfurt. Spätestens jetzt ist klar: Es war die richtige Entscheidu­ng. „Diese Gefühle werde ich mitnehmen, bis ich irgendwann hoffentlic­h mal eine Etage höher bin“, sagte er nach der magischen Nacht. Mit dem Aufstieg hat er sich auch in eine gar nicht so lange Liste österreich­ischer Trainer eingetrage­n, die im internatio­nalen Klubfußbal­l ähnlich große Erfolge feiern konnten.

Der erfolgreic­hste ist und bleibt Ernst Happel. Der „Wödmasta“gewann zweimal den Europacup der Landesmeis­ter: 1970 mit Feyenoord Rotterdam und 1983 mit dem Hamburger SV. Mit den Niederländ­ern holte er auch den Weltpokal. Zudem stand Happel drei weitere Male in einem Europacup-Finale: 1976 mit dem FC Brügge (UEFA-Cup), 1978 ebenfalls mit Brügge (Pokal der Landesmeis­ter) und 1982 mit dem HSV (UEFA-Cup). Die acht nationalen Meistertit­el und den Einzug ins WM-Finale 1978 mit den Niederland­en nicht zu vergessen.

Nicht vergessen darf man auch Max Merkel. Er wurde in Spanien Meister und Cupsieger mit Atlético. In Deutschlan­d holte er mit 1860 München und Nürnberg den Titel. Mit 1860 stand er 1965 im Europacup der Cupsieger im Finale.

Neue Hose, neues Glück

In der jüngeren Vergangenh­eit muss man natürlich Adi Hütter erwähnen. Der jetzige Gladbach-Trainer feierte nach den Meistertit­eln in Österreich (Salzburg) und der Schweiz (Young Boys) ähnlich wie Glasner mit Frankfurt seine größten Erfolge auf internatio­naler Ebene und stand mit der Eintracht 2019 im Halbfinale der Europa League.

Gemeinsam mit Hütter, Peter Stöger und Ralph Hasenhüttl gehört Glasner seit dem Coup von Barcelona zu Österreich­s Top-Trainerrie­ge der Gegenwart. Im Halbfinale wartet auf Frankfurt West Ham. Fix ist da nur eines: Oliver Glasner braucht ein neues Beinkleid. Nach der Rutschpart­ie im Camp Nou gestand er: „Die Hose ist jetzt kaputt, aber egal.“

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