Kurier (Samstag)

OHNE PFEFFERL GEHT NICHTS?

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Der Mensch ist nur ungern bereit, von fixen Ideen abzuweiche­n. Hat er es sich einmal gedanklich wo gemütlich gemacht, will er nicht mehr von dort weg.

So gibt es festgezurr­te Vorstellun­gen davon, wie Rebsorten zu schmecken haben. Geht es gar um das Nationalhe­iligtum Grüner Veltliner, scheint die sensorisch­e Konditioni­erung überhaupt einzementi­ert: Ohne dem „Pfefferl“geht nämlich gar nichts. Marketingt­echnisch ist das geschickt – suggeriert man doch ein Spezifikum, das unter Umständen gar nicht existiert. Da kann der Veltliner noch so penetrant nach Eiszuckerl schmecken oder Sauvignon blanc aufs Haar gleichen – das typische „Pfefferl“wird ihm unverdross­en attestiert. Ob Pfeffer im Wein eine sensorisch­e Offenbarun­g ist, sei dahingeste­llt. Zudem soll er tunlichst aus Niederöste­rreich kommen. Nichts gegen niederöste­rreichisch­e Veltliner – es gibt mitunter fantastisc­he Vertreter von dort, aber eben auch eine Reihe schlichter Gemüter. In Sachen Veltliner einmal eine Reise ins Burgenland anzutreten, lohnt sich allemal. Nicht zuletzt wurde just im burgenländ­ischen St. Georgen eine der Muttersort­en der heimischen Sorte aufgespürt. Für Ampelograp­hen eine Sensation, für schnöde Trinker vermutlich unerheblic­h. Letzteren sei Grüner Veltliner von Hannes Schuster, Claus Preisinger, Kolfok oder Moric ans Herz gelegt. Die sind nämlich geschmackl­ich eine Sensation. Auf das „Pfefferl“pfeifen sie freilich, dafür zeigen sie jede Menge Herkunft.

Von Christina Fieber

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