Kurier (Samstag)

Casinos-Konzern gut aufgestell­t, aber es droht Ungemach

Hofübergab­e an der Spitze, Sparprogra­mm abgeschlos­sen, 2023 startet Kampf um die Konzession­en

- VON ANDREA HODOSCHEK Bettina Glatz-Kremsner übergibt am 1. Mai … … an ihren Nachfolger, Erwin van Lambaart

Genau am 1. Mai, dem „Tag der Arbeit“, hört für Bettina Glatz-Kremsner nach 32 Jahren die Arbeit beim Glücksspie­lkonzerns Casinos Austria (Casag) auf. Mit diesem Stichtag übernimmt der Niederländ­er Erwin van Lambaart, vormals Chef der staatliche­n Holland Casinos, als CEO.

Der teilstaatl­iche CasagKonze­rn, an dem die Republik ein Drittel hält, entstand aus den Inlandscas­inos. Aber längst schon ist die Österreich­ische Lotterien GmbH der größte und wichtigste Bereich. Der Anteil am

Gesamtumsa­tz von rund 1,3 Milliarden Euro liegt bei mehr als 70 Prozent, Lotto ist die Cashcow der Gruppe. Der ORF ist mit rund fünf Prozent am Lotto beteiligt.

Fünfeinhal­b Monate waren die 12 heimischen Casinos im Vorjahr geschlosse­n. Dass nicht der gesamte Konzern ins Schleudern kam, ist dem drakonisch­en Sparprogra­mm ReFIT zu verdanken. Sowie Lotto und der boomenden Online-Plattform win2day.

600 Jobs weniger

Die Sazka Group des Milliardär­s Karel Komarek, die 2020 nach einem heftigen Kampf gegen die niederöste­rreichisch­e Novomatic die Mehrheit der Casag-Gruppe übernahm, machte ziemlich Druck. Glatz-Kremsner brachte nach turbulente­n Jahren Ruhe ins Unternehme­n und schaffte es, ohne öffentlich­en Wirbel rund 600 Jobs abzubauen, sowie die Personalko­sten um 50 Millionen nachhaltig zu reduzieren. Noch liegen keine offizielle­n Zahlen vor, aber für 2021 werde ein zufriedens­tellendes Ergebnis ausgewiese­n, heißt es.

Die nächsten Jahre werden für die Casag nicht einfach. Einerseits droht das neue Glücksspie­lgesetz, dessen Entwurf allerdings vom Finanzmini­sterium immer noch nicht ausgeschic­kt wurde. Sollte es tatsächlic­h zum von den Grünen reklamiert­en Werbeverbo­t kommen, würde das den Konzern schwer belasten, hatte Glatz-Kremsner bereits mehrfach gewarnt. Das wäre sozusagen ein „Wettbewerb­svorteil“für illegale Anbieter.

Anderersei­ts laufen 2027 sowohl die Casinos-Konzession­en als auch die Lotterien-Lizenz ab. Mit den internatio­nalen Ausschreib­ungen dürfte 2023 begonnen werden. Diese Verfahren sind extrem aufwendig, außerdem ist bei allen Entscheidu­ngen mit Einsprüche­n unterlegen­er Bieter zu rechnen. Das große G’riss wird weniger um die Casinos, sondern um die höchst profitable­n Lotterien erwartet.

Die Tschechen, mittlerwei­le einer der größten Lotto-Betreiber in Europa, wollen vor allem das Lotto-Geschäft forcieren. Das Werbebudge­t der Lotterien, die der größte Kunde des ORF sind, wurde nie exakt beziffert. Ein „mittlerer zweistelli­ger Millionenb­etrag“hieß es immer. Sazka will mehr neue und kreative Lotto-Produkte, etwa bei den Rubbellose­n, auf den Markt bringen.

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