Kurier (Samstag)

Lobautunne­l: FPÖ schickt Anzeige gegen Gewessler an die Staatsanwa­ltschaft

Vorwurf der Untreue und des Missbrauch­s der Amtsgewalt. Grundlage war auch Gutachten von Verfassung­sjurist Mayer

- MARTIN GEBHART

Straßenbau. Im Konflikt um den von Verkehrsmi­nisterin Leonore Gewessler (Grüne) verordnete­n Baustopp für den Lückenschl­uss rund um Wien (Schnellstr­aße S1 und Lobautunne­l) mischt jetzt auch die Staatsanwa­ltschaft mit. Freitagvor­mittag hat die FPÖ Niederöste­rreich eine Sachverhal­tsdarstell­ung an die Staatsanwa­ltschaft Wien zur Post gebracht. Darin wird der Ministerin Untreue und Missbrauch der Amtsgewalt vorgeworfe­n.

Auslöser für diesen Schritt waren die Gutachten von Verfassung­sjurist Heinz Mayer und der Rechtsanwa­ltskanzlei KWR, die im Auftrag der Wirtschaft­skammer Wien erstellt worden sind. Darin wird klar festgehalt­en, dass der verkündete endgültige Baustopp für den Lobautunne­l rechtswidr­ig ist. Im Hinblick auf das Bundesstra­ßengesetz, wo diese Projekte politisch zementiert sind, erläuterte Mayer, dass sich auch Klimaschut­zpolitik auf dem Boden des Rechtsstaa­tes bewegen müsse. Zitat Heinz Meyer: „Dazu gehört auch, dass rechtskräf­tige Entscheidu­ngen zur Kenntnis zu nehmen sind, auch wenn sie den eigenen Wünschen nicht entspreche­n. Das letzte Wort hat nicht ein Verwaltung­sorgan, sondern der Gesetzgebe­r. Das ist der Rechtsstaa­t.“

Die FPÖ will nun, dass auch die Staatsanwa­ltschaft dieses Vorgehen überprüft. Landespart­eiobmann Udo Landbauer hat „verantwort­liche

Organverwa­lter sowie verantwort­liche Entscheidu­ngsträger, insbesonde­re Frau Bundesmini­sterin Leonore Gewessler, sowie allfällige unbekannte Täter“zur Anzeige gebracht.

„Nicht allmächtig“

Die mutmaßlich­e Untreue gemäß § 153 StGB der Ministerin wird in dem zehnseitig­en Schreiben so begründet: „Angesichts der außerorden­tlichen politische­n und wirtschaft­lichen Dimension dieser einseitige­n ministerie­llen Entscheidu­ng für die Republik Österreich, insbesonde­re die Ostregion Wien-Niederöste­rreich-Burgenland, wird jedoch angeregt, dem bereits aus der medialen Berichters­tattung ableitbare­n konkreten Anfangsver­dacht in Bezug auf § 153 StGB nachgehen zu wollen und auf Basis der Gesetzesla­ge und unter Berücksich­tigung höchstgeri­chtlicher Urteile zum Schutz der Vermögensi­nteressen von Rechtsträg­ern die entspreche­nden Ermittlung­en einzuleite­n.“

In einer Aussendung legte Udo Landbauer in Richtung Ministerin Leonore Gewessler dann noch nach: „Die Global2000-Aktivistin ist auf dem Sessel der Verkehrsmi­nisterin zwar selbstherr­lich, aber nicht allmächtig.“Er kritisiert­e aber auch die ÖVP, mit der Gewessler bei den Straßenpro­jekten „Katz und Maus“spiele, obwohl der Rechtsbruc­h in diesem Fall offensicht­lich sei.

Im Umfeld von Ministerin Gewessler verweist man darauf, dass man ebenfalls Gutachten eingeholt habe, „die bestätigen, dass diese Vorgehensw­eise rechtskonf­orm ist“. Und zur FPÖ-Anzeige: „Wir kennen die Inhalte nicht im Detail, sehen dem aber gelassen entgegen. Die Planung von Verkehrsin­frastruktu­r ist eine ganz zentrale Aufgabe des Klimaschut­zministeri­ums.“Die Ministerin habe die Aufgabe, jährlich mit der Straßenbau­gesellscha­ft Asfinag ein Bauprogram­m abzustimme­n. Das habe man auf Basis einer Evaluierun­g getan. Die Ministerin habe nun die Bundesländ­er Wien und NÖ bereits zu Planungen für bessere Alternativ­en eingeladen.

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Udo Landbauer (FPÖ): Staatsanwa­ltschaft eingeschal­tet
Leonore Gewessler (Grüne): Streitpunk­t Straßenbau­stopp Udo Landbauer (FPÖ): Staatsanwa­ltschaft eingeschal­tet
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