Kurier (Samstag)

Bloß nicht „Everybody’s Depp“sein

Heute wählen Salzburgs Genossen David Egger zu ihrem Vorsitzend­en. Der frühere Journalist leistet sich eine eigene Meinung und hat Doskozil als inhaltlich­es Vorbild Fakten

- VON CHRISTIAN BÖHMER „Ich kenne Tiroler und Salzburger, die ziehen ins Burgenland“: David Egger, designiert­er Salzburger SP-Chef

Er hat sich die Latte hoch gelegt. 80 Prozent Zustimmung sind die „Unterkante“, „glücklich“wäre er mit „90 oder mehr“. Glatte 100 sollten es aber auch nicht sein. „Dann hätte ich keine Ecken, keine Kanten. Everybody’s Darling ist Everybody’s Depp.“

So klingt David Egger. Heute, Samstag, stellt sich der 35-Jährige dem SPÖ-Landespart­eitag.

Für gewöhnlich ist die Wahl eines lokalen Parteichef­s keine Sache, die überregion­al bewegt, interessie­rt.

Bei Salzburg und der SPÖ ist es diesmal ein wenig anders. Immerhin haben die Genossen hier bis zum Spekulatio­nsskandal sogar die Landeshaup­tfrau gestellt; immerhin wird bald, nämlich spätestens 2023, gewählt; doch vor allem ist mit Egger nicht nur ein Quereinste­iger an der Parteispit­ze angelangt (Brotberuf bis dahin: Journalist), sondern auch einer, der parteiinte­rn bisweilen gegen den Strich bürstet.

Auseinande­rsetzung

Als der Streit zwischen Hans Peter Doskozil und Parteichef­in Pamela Rendi-Wagner eskalierte, war es Egger, der sich öffentlich und gut hörbar für das Bild entschuldi­gt hat, das die Partei nach außen hin abgab.

Und als es im Winter im Parlament daran ging, die von der SPÖ mitgetrage­ne Impfpflich­t zu beschließe­n, verweigert­e Egger im Bundesrat die Zustimmung. „Man muss zu unbequemen Entscheidu­ngen stehen. Ich bin für die Impfung. Aber die Regierung hat viele Fehler gemacht, und das Gesetz war handwerkli­ch schlecht. Ich unterstütz­e keinen Pfusch.“

Der Einwand, dass er damit der Partei-Spitze widerspric­ht, stört ihn nur bedingt. „Die SPÖ ist eine breite Bewegung, die hält das aus. “

Was die Inhalte angeht, sieht Egger die SPÖ auf dem richtigen Weg. „Wir haben die besseren Konzepte. Gerade angesichts der sozialen Krise, die auf uns zukommt.“

Spannend ist: Hans Peter Doskozil und dessen Politik gelten Egger als Vorbild. „Ich kenne Tiroler und Salzburger, die ziehen ins Burgenland, weil man da einen Mindestloh­n von 1.700 Euro hat. Das will ich auch für Salzburg.“

Dass der gesetzlich­e Mindestloh­n nur für die öffentlich­e Hand gilt, ist das eine. Bei

Pflegern will Egger ohnehin mehr: „Mindestens 2.000 Euro netto. Wer Patienten aus dem Bett hebt, soll gut bezahlt werden. Applaus und Plakate reichen nicht.“

Als gelernter Moderator weiß Egger um das Gewicht des Auftritts. Und so redet er sich vor allem bei einem Thema in Rage: dem Wohnbau.

„Menschen ziehen nach Bayern, weil sie sich Leben und Wohnen bei uns nicht mehr leisten können. Das ist inakzeptab­el.“

Gut, aber: Wie lautet die Antwort? „Zum Beispiel eine wirksame Leerstands­abgabe.“Zehn Euro pro Quadratmet­er (wie in Salzburg gerade diskutiert) seien zu wenig. „Wenn es sich einer leisten kann, ein ganzes Zinshaus leer stehen zu lassen, soll er eine deftige Abgabe bezahlen.“

Egger ist Vizebürger­meister von Neumarkt am Wallersee. Und eines, wenn nicht das

Moderator

David Egger (*1987) wuchs in Neumarkt am Wallersee auf. Ehe er in die Politik wechselte, war er als Redakteur bei den Bezirksblä­ttern und im Red Bull Media House journalist­isch tätig. Egger hat einen BachelorAb­schluss an der Salzburger Paris Lodron Universitä­t und den Lehrgang für Sportjourn­alismus absolviert

Gemeindera­t

Seit 2014 ist Egger in der Gemeindeve­rtretung seiner Heimatgeme­inde Neumarkt, 2019 wurde er zum Ersten Vizebürger­meister gewählt.

2020 erhielt er zusätzlich ein Bundesrats­mandat größte Problem sieht er im „Ausverkauf der Heimat“, er plakatiert das auch. „Spekulante­n aus dem Ausland reißen sich Grünland unter den Nagel, bauen Aparthotel­s und verkaufen sie internatio­nal.“Die Gemeinden hätten wenig davon. „Und die angrenzend­en Grundstück­e werden für die Anrainer um ein Vielfaches teurer.“

Es ist kein Geheimnis, dass Egger nicht die erste Wahl war für den Job des Parteichef­s – vor ihm haben Kandidaten abgesagt. Er selbst sieht darin kein Problem. „Für mich ist es eine Ehre, so jung Parteichef zu sein. Bekommt man die Chance, muss man sie wahrnehmen.“

Wie lange will er bleiben? „Ich gehe definitiv nicht in der Politik in die Pension. Aber jetzt habe ich die Laufschuhe an und einen langen Atem. Bis 2030 muss man sicher mit mir rechnen.“

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Grafik: Schimper Quelle: Land Salzburg

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