Rocker quälten „Verräter“: Haftstrafen für sechs Männer Prozess.
Stundenlanges Martyrium für Opfer – Urteile großteils rechtskräftig
In der Gruppe fühlten sie sich stark. Im Gerichtssaal lassen die sechs Männer am Freitag die Köpfe hängen. Die Mitglieder eines angeblichen Rockerclubs sollen einen vermeintlichen „Verräter“über Stunden gequält und gedemütigt haben. Angeklagt sind im Landesgericht für Strafsachen in Wien die Delikte Vergewaltigung, schwere Nötigung und Erpressung.
In Wohnung gelockt
Der Vorfall ereignete sich im vergangenen September in Floridsdorf. Die Mitglieder des Clubs ohne Motorräder (aber trotzdem mit Kutten) hatten es auf ein ausgestoßenes Mitglied abgesehen. Man lud zur Vorsprache in eine Wohnung. Und dort fand schließlich ein stundenlanges Martyrium statt.
Der angebliche Verräter musste ein Kleid anziehen.
Er wurde geschminkt, als Hure beschimpft, musste tanzen. Über die weiteren Details wollen nicht einmal die Angeklagten sprechen.
Als sie nach Stunden von ihrem Opfer abließen, sollen sie gedroht haben: „Wenn du eine Anzeige machst, vergewaltigen wir deine Mutter!“
Zudem forderten sie laut Anklage auch noch 30.000 Euro als „Wiedergutmachung“. Die stünde ihnen zu.
„Das waren alles äußerst labile Burschen, die den Club brauchten, um ihr Ego aufzupolieren“, sagt Rechtsanwältin Astrid Wagner. Gruppendruck und Angst hätten geherrscht. „Alle wussten es, alle waren da“, sagt Anwalt Florian Höllwarth. Ein Berufskollege ergänzt: „Das war ein Sammelbecken für Gescheiterte.“
„Stimmt ja nicht!“, zischt einer der zahlreichen Zuhörer, als er das hört. Der Mann tut seine Meinung nicht nur einmal kund. Als über die Details der Demütigungen gesprochen wird, raunt er einer Sitznachbarin zu: „Der steht auf das.“Und als die Richterin den Rechtspraktikanten bittet, die Fenster zum Lüften zu öffnen, merkt er frivol an: „Glaubst, ist das ihr Lustknabe?“
Sadismus?
Zumindest die Angeklagten, ein Großteil befindet sich seit Monaten in Untersuchungshaft, haben den Ernst der Lage erkannt. „Warum haben Sie das gemacht?“, fragt Opferanwalt Helmut Graupner. „Darauf kann ich nicht antworten. Wir hätten es gar nicht dazu kommen lassen dürfen. So was hat kein Mensch verdient.“
Graupner hakt nach: „War das Sadismus?“Das stellt der Angeklagte – er hat sich eine Kalaschnikow auf den kahl rasierten Schädel tätowieren lassen – entschieden in Abrede: „Ich bin bei Gott kein Sadist. Ich bin eigentlich ein höflicher Mensch.“
Ein anderer Angeklagter erklärt: „Ich war grantig auf das Opfer.“Wie er den Mann dazu bekommen hat, sich ein Kleid anzuziehen? „Ja ich hab schon gesagt, dass es sonst Watschen gibt.“Verletzen wollen hätte man das Opfer aber nicht.
Die Idee mit den 30.000 Euro habe man übrigens aus dem Fernsehen gehabt. „Das kennt man ja so.“
Die sechs Männer wurden zu Haftstrafen zwischen drei Monaten und fünf Jahren verurteilt – fünf der sechs Urteile sind rechtskräftig.
„Wir hätten es gar nicht dazu kommen lassen dürfen. So was hat kein Mensch verdient“Einer der sechs Angeklagten