Höhenflug und Absturz
Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien, den Österreichischen Filmpreis oder nun eben die KURIER-ROMY in Platin. In ihrer Heimatgemeinde wurde die Straße zu ihrem Bauernhaus in „Prof. Erni Mangold-Weg“umbenannt – eine Ehre, die einem eigentlich erst posthum zuteil wird. Der
Bühne sagte sie mit 90 Jahren Adieu, mit den Worten „Mein Gott, so wichtig ist das Theater auch nicht und für alte Weiber gibt es sowieso keine Rollen mehr.“
Gut kann sie sich noch an die 50er-Jahre erinnern. „Da wurde so viel gedreht, da haben sich alle deppert verdient mit den größten Scheiß-Filmen“, sagt sie. „Ok, Peter Alexander ist herumgehüpft und hat gesungen. Die Themen aber waren schrecklich und oberflächlich.“Noch immer wundert sich Mangold, woher damals das viele Geld kam. „Nach dem Krieg, irre! Es wurde mit Geld herumgeschmissen, doch dann kam das Gießkannenprinzip bei den Theatern, das ganz schlecht war. Mit 200.000 Schilling pro Theater kann man gar nichts machen.“In Wien waren es zu dieser Zeit rund 80 Theater, jeder dachte, es schaffen zu können, die meisten aber sind pleite gegangen. Übrig blieben wenige, wie das Metropol.
Es gibt keine Garantie für erfolgreiche Stücke, ist sich Mangold sicher. „Manchmal gibt es das beim Film, nicht aber beim Theater.“Stücke wie Hermann Bahrs „Das Konzert“seien zwar immer ein Renner, aber die große Ausnahme. „Merkwürdige Zufälle“nennt sie das.
Ode an ihre Schönheit
Erni Mangold wippt jetzt nicht mehr, sie lehnt sich leicht im Sessel zurück, eine gekräuselte Haarsträhne fällt in die Stirn. Sie lächelt, schwelgt offenbar in Erinnerungen. „Diese Schauspielerin ist so schön, dass sogar der Neid sterben muss vor ihr, er verwelkt, bis man nicht mehr sieht, was er einmal gewesen ist, ein normaler, farbloser Mensch, nicht eine Märchenfigur“, beschreibt Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek. „Eine Schönheit wie die Erni Mangolds ist wie schwerelos, unabsichtlich, etwas, das sie, unbeeindruckt auch von sich selbst, bekommen hat.“Und weiter: „Sie hat sie erlebt, die Raubtiere, die einst Menschen waren oder Raubtiere wurden, weil sie Menschen waren. (…) Jetzt kann ihr niemand mehr was vormachen. Nur sie selbst musste sich nicht machen, sie wurde geschaffen, wie sie eben ist.“
„Eine Schönheit wie die Erni Mangolds ist schwerelos, unabsichtlich, etwas, das sie, unbeeindruckt auch von sich selbst, bekommen hat.“Elfriede Jelinek im Buch „Sagen Sie, was Sie denken“