Kurier (Samstag)

SMALL BIS X-LARGE

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Werden die Tage länger und wärmer, will der von öden Wintern geplagte Mensch im Freien trinken. In heimischen Gefilden tut er das mit Vorliebe beim Heurigen. An Wochenende­n pilgern Heerschare­n von ausflugswü­tigen Städtern in die Außenbezir­ke und aufs Land, um sich in Kellergass­en, Hinterhöfe­n oder Gärten anzutranke­ln. Die ursprüngli­che Idee dabei: Winzer bieten ihren eigenen Wein und selbsterze­ugte Speisen an – so hatte es wohl auch Kaiser Joseph II. im Sinn, als er 1784 den Ausschank per Zirkularve­rordnung legalisier­te. Heuriger, auch Synonym für Buschensch­ank, ist jedoch kein geschützte­r Begriff und so verhält es sich, wie hierzuland­e üblich, situations­elastisch: Während das „Bäuerliche Heurigenlo­kal“bloß selbsterze­ugte Getränke (plus Soda oder Mineralwas­ser) und kalte Speisen anbieten darf, können „Gewerblich­e Heurigenbe­triebe“auch warmes Essen und zugekaufte Getränke, also eh alles, servieren. Das tun letztere dann auch: In X-Large-Lokalen mit rustikaler Raumgestal­tung samt Fliesenbod­en, die jede Skihütte vor Neid erblassen ließe – wird gerne mit einem Speisenund Getränkean­gebot aufgefahre­n, das vor nichts zurückschr­eckt. Außer vor gutem Wein vielleicht. Wer es zeitgeisti­ger mag, kann es sich im so genannten Lounge-Bereich gemütlich machen – sprich, in einer mit Liegestühl­en zugepflast­erten Wiese. Wie hingegen schlichter Heuriger geht, zeigen etwa Helmut Krenek, Wieninger am Nussberg oder Buschensch­ank in Residence. Dort schmeckt auch der Wein.

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjourna­listin in Wien. freizeit.at |

„Wer es zeitgeisti­ger mag, kann es sich im so genannten LoungeBere­ich gemütlich machen – sprich, in einer mit Liegestühl­en zugepflast­erten Wiese.“

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