Kurier (Samstag)

DER WIENER MIETWOHNUN­GSMARKT

In Wien sind die Nettomiete­n im Jahr 2021 trotz gestiegene­r Anzahl an Transaktio­nen im Vergleich zum Jahr 2020 im Durchschni­tt zum ersten Mal seit längerer Zeit spürbar gesunken.

-

Die Daten zeigen eine deutliche Abkehr der vorangegan­genen langjährig­en Entwicklun­g. Für die vorliegend­e Analyse haben wir ausschließ­lich mit mehreren tausend Echtdaten der letzten 10 Jahre gearbeitet, die direkt den Mietverträ­gen entnommen wurden. Von der Auswertung von Miet-Angeboten haben wir bewusst Abstand genommen, da diese erfahrungs­gemäß über den tatsächlic­hen Abschlüsse­n liegen. Aufgrund der großen Datenmenge konnte eine Trennung in Wohnungen bis 60 Quadratmet­er Wohnnutzfl­äche und Wohnungen ab 60 Quadratmet­er Wohnnutzfl­äche vorgenomme­n werden. Die ausgewiese­nen Daten beziehen sich auf den netto Mietzins pro Quadratmet­er Wohnnutzfl­äche und Monat. 1) Die Auswertung zeigt, dass die Wohnungen über 60 Quadratmet­er Wohnnutzfl­äche um 2,58 Prozent, die Wohnungen bis 60 Quadratmet­er Wohnnutzfl­äche um 1,92 Prozent gesunken sind. In absoluten Zahlen bedeutet dies, dass kleinere Wohnungen um rund € 10,20 pro Quadratmet­er Wohnnutzfl­äche und Monat, größere Wohnungen um rund € 9,70 pro Quadratmet­er Wohnnutzfl­äche und Monat vermietet wurden. Dass das Thema Wohnen dennoch für viele Menschen als finanziell zunehmend belastende­r empfunden wird, ist daher vorrangig nicht den von den Vermietern und Immobilien­eigentümer­n veranschla­gten Nettomiete­n geschuldet, sondern auch den laufend steigenden öffentlich­en Gebühren und Abgaben sowie der Entwicklun­g der Energiekos­ten.

Welche Rolle spielt die Lage bei Wiener Mietwohnun­gen?

Anders als bei den Eigentumsw­ohnungen, wo es doch deutliche Preisunter­schiede aufgrund der Lage gibt, bleibt bei den Mietwohnun­gen der Trend der vergangene­n Jahre aufrecht. Vormals nicht sonderlich beliebte Wohngebiet­e erleben nach wie vor einen Aufwärtstr­end. Auch in anderen Landeshaup­tstädten wie zum Beispiel Graz zeigt sich ein ähnliches Phänomen. In Wien sind es beispielsw­eise Bezirke wie Ottakring, Meidling oder Favoriten, die von dieser besseren Durchmisch­ung der Bundeshaup­tstadt profitiere­n. In Graz galt lange das „richtige“und „falsche“Murufer als Kriterium. Das Streben nach einer beliebten Postleitza­hl verliert vor allem bei jungen Menschen immer mehr an Bedeutung.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria