Mein Samstag
Über ungustiöse Bestellungen und darüber, warum man manches besser selber macht
Erwartungen. Sie kennen das: Man hat sich voller Vorfreude etwas bestellt – was man letztendlich erhält, entspricht aber in keiner Weise den Erwartungen. Lautstarkes Reklamieren ist möglich, bringt aber meist nichts, sondern macht die Sache nur schlimmer.
Nein, die Rede ist nicht von Ministerin Leonore Gewessler, die sich ein gefälliges Rechtsgutachten zum Lobautunnel-Stopp bestellen wollte. Sondern von chinesischem Essen. Die Parallelen sind, zugegeben, frappant. Beides ist mitunter ungustiös.
In schwachen Momenten – meist nach langen Nächten – bestellt Ihr Kolumnist dennoch mit Leidenschaft beim asiatischen Lieferservice. Das Lieblingsgericht seit Studententagen: Rindf leisch Gan Bian. Also jenes knusprigst frittierte Fleisch in süßlichscharfer Sauce, das einen die Qualen besagter langer Nacht kurz vergessen lässt. Allein: Was er da – meist lauwarm und labbrig – an der Haustüre vorfindet, hat mit seinen verklärten Erinnerungen wenig zu tun.
Neuerdings macht er sich sein knuspriges Fleisch also selbst. Rind oder Henderl in kleine Stücke schneiden, durch verquirltes Ei ziehen und in einer Mischung aus Mehl und Maisstärke (halb-halb) panieren. Im Topf (das Öl sollte rund 180 Grad haben) schwimmend frittieren – und zwar doppelt. Heißt: Für eine Minute ins Fett, ruhen lassen, dann nochmals eine Minute frittieren. Unterdessen wird die Sauce zubereitet: Ingwer und Knoblauch (zu gleichen Teilen) fein hacken, Chili dazu, in einer Schüssel mit Sesamöl bedecken, aufmixen. In der Pfanne anbraten, etwas braunen Zucker mitkaramellisieren und mit einer Mischung (erneut: halb-halb) aus Sojasauce und Reisessig aufgießen. Einkochen lassen, etwas Maisstärke mit Hühnersuppe anrühren und die Sauce damit eindicken, bis sie herrlich glänzt. Das Fleisch gemeinsam mit Frühlingszwiebel und Sesamsamen unterheben, bis es gut von der Sauce bedeckt ist.
Reklamationen? Garantiert unnötig.