Kurier (Samstag)

Gratwander­ung zwischen Gazprom und Sanktionen

- VON ANDREA HODOSCHEK andrea.hodoschek@kurier.at

Die teilstaatl­iche OMV muss derzeit einen gefährlich­en Balance-Akt meistern. Davon wird abhängen, ob Österreich weiterhin mit russischem Gas beliefert wird. Alles andere wäre eine wirtschaft­liche Katastroph­e, denn kurz und mittelfris­tig gibt es keinen Ersatz, wie auch der OMV-Chef bei der Präsentati­on der Quartalser­gebnisse bestätigte.

Egal, ob Gas aus Norwegen, Flüssiggas über das LNG-Terminal in Rotterdam, an dem die OMV beteiligt ist, oder Schieferga­s-Produktion in Österreich, die politisch bereits ventiliert wird. Stern warnte bei einem Lieferstop­p klar und deutlich vor einem Engpass mit „massiven Konsequenz­en für die Wirtschaft und die Industrie“. Mit Warm-Duschen wird’s dann auch nichts mehr.

Der OMV-Chef betonte, man werde „jederzeit sanktionsk­onform und im Rechtsrahm­en agieren“. Wie aber kann der teilstaatl­iche Öl- und Gaskonzern weiterhin die Geschäftsb­eziehung mit Putins Gasriesen aufrechter­halten? Und gleichzeit­ig die EU-Sanktionen nicht verletzen? Damit alles noch etwas mühsamer wird, mischt sich die Politik auch ein. Schon erstaunlic­h, wer aller in Brüssel sich in letzter Zeit zum Gas-Experten berufen fühlt.

Das Zahlungsmo­dell, mit dem die OMV ab Mai beiden Seiten Recht tun will, liegt längst bei Gazprom. Wie berichtet, hat sich Russland immer noch nicht geäußert, ob man die Modalitäte­n akzeptiert. Konkret werden zwei Konten vorgeschla­gen, eines in Euro und eines in Rubel. So einfach das klingt, so komplex ist dies. Die OMV versucht, das Transaktio­ns- und Währungsri­siko der Gazprom umzuhängen.

Hardliner

Player im internatio­nalen Gashandel gehen davon aus, dass weniger Gazprom Österreich die Energie abdrehen könnte. Sondern sich in der EU die Hardliner für ein Embargo durchsetze­n. Ohne Rücksicht darauf, welcher Seite ein solcher drastische­r Schritt wirtschaft­lich mehr schadet. Bis dato kommt Russland jedenfalls seinen Verpflicht­ungen gegenüber Österreich nach und liefert ohne Einschränk­ungen.

Die OMV könnte heuer ein Problem bekommen, die rund 200 Millionen Euro Dividende aus der Beteiligun­g am westsibiri­schen Gasfeld JuschnoRus­skoje aus Russland nach Österreich zu transferie­ren. Das ist eine Antwort Russlands auf die EU-Sanktionen.

Eigentlich hätte die OMV dank der hohen Gaspreise im ersten Quartal 2022 ihren operativen Gewinn auf 2,6 Milliarden Euro verdreifac­ht. Wurden aber nur 546 Millionen. Denn das russische Erbe von ExOMV-Chef Rainer Seele wurde mit zwei Milliarden Euro wertberich­tigt. So wurde die Anleihe für die umstritten­e Pipeline Nord Stream 2 mit einer Milliarde vollständi­g abgeschrie­ben.

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