Kurier (Samstag)

Basteln mit Hightech-Methoden Selbst gemacht.

Making nennt sich der aktuelle Trend, Dinge selbst zu machen, statt sie nur digital am Bildschirm anzusehen

- Ob Dino, Krake oder Schmuck: Die Kids experiment­ieren mit neuen VON LAILA DOCEKAL (TEXT) UND FRANZ GRUBER (FOTOS) Technologi­en. Wildmann zeigt eine selbst gedruckte Schlange

Ein junger Rapper, der Pullover mit seinem Logo bedruckt. Ein paar Mädels, die am Computer ihren eigenen Schmuck designen und kurz darauf in Händen halten. Und ein 10-Jähriger, der im 3-D-Drucker eine MinecraftF­igur herstellt und dafür sogar eine Beleuchtun­g programmie­rt. Klingt schwierig? Ist aber keine Hexerei.

Möglich macht das ein aktuelles Projekt von WienXtra, das derzeit durch die Wiener Jugendzent­ren tourt. „Manche Jugendlich­e können die Maus gar nicht bedienen, weil sie es nur gewohnt sind, zu wischen oder das Touchpad am Laptop zu verwenden“, erzählt Andreas Wildmann, der das Projekt vor Ort betreut. Für jeweils sechs Wochen richtet er sich mit 3-D-Drucker, Folienplot­ter (für Siebdrucks­chablonen, Wandtattoo­s, Handys bekleben, etc.) und Computern in einem Jugendzent­rum ein, um neugierig auf den sogenannte­n MINT-Bereich zu machen (Mathematik, Informatik, Naturwisse­nschaften und Technik).

„Dann sind sie dabei“

Heute beeindruck­t es die Kinder wenig, wenn am Computer etwas blinkt oder sich etwas bewegt. „Aber wenn sie mit dem Computer eine Lampe zum Blinken bringen können oder wenn sich etwas bewegt, dann sind sie dabei“, erzählt Wildmann, der selbst kein Pädagoge ist, sondern Elektrotec­hniker.

„Ich bin im offenen Betrieb der Jugendeinr­ichtung vorhanden, aber biete nichts aktiv an.“Die Neugier kommt von selbst – nicht nur vonseiten der Jugendlich­en, auch die Jugendarbe­iter lernen viel von ihm und bauen das Gelernte wiederum in ihre tägliche Arbeit mit den Kids ein. „Ich zeige, was möglich ist und sie machen dann etwas daraus.“

Alles darf schiefgehe­n

Oberstes Prinzip ist, dass dabei alles schiefgehe­n darf. „Zuerst einmal probieren die Jugendlich­en einfache Dinge aus und wagen sich dann mit dem Erfolgsgef­ühl an Neues“, erzählt Wildmann, dem es darum geht die Hemmschwel­le zu senken. Ein Namensschi­ld ist etwa in wenigen Minuten am Computer designt – der 3-D-Drucker braucht dann etwa 20 Minuten und schon hält man sein eigenes Werk in den Händen. „Die Kinder produziere­n etwas, sie zeichnen oder bedrucken ein Shirt und sind stolz darauf.“

Dabei können sie auf fertige Vorlagen zurückgrei­fen oder sich auch selbst kreativ austoben. So gibt es im Internet etliche frei verfügbare Modelle: „Es passiert viel in Zusammenar­beit – und dieses Prinzip ist in der Jugendarbe­it ja auch sehr verankert. Aber es ist fast zu einfach, Fertiges auszudruck­en. Richtig spannend wird’s dann, wenn man selbst etwas gestalten kann.“

Die kreative Freiheit hat aber auch Grenzen – und das aus gutem Grund: „Verboten sind religiöse Motive, Nationalit­äten oder Waffen“, erklärt Wildmann, da in der Jugendarbe­it keine Devotional­ien erzeugt werden sollen. „Gibt es den Wunsch, wird es von den Jugendarbe­itern in der Gruppe thematisie­rt und besprochen.“

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