Kurier (Samstag)

ZUR PERSON Sophie Marceau

Wurde 1966 in Paris geboren. Ihr Vater war Lastwagenf­ahrer, ihre Mutter Verkäuferi­n. Mit 14 macht „La Boum – Die Fete“sie zum Star, in Hollywood spielt sie u. a. in „Braveheart“. Ein Sohn (26) mit dem 26 Jahre älteren Regisseur Andrzej Zulawski († 2016) u

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wenn Sie an Ihre Mutter denken?

Eine Menge Dinge. Deine Mutter, das ist, wo du herkommst, du bist ihrem Bauch entsprunge­n. Was ich mit meiner Mutter verbinde, sind die Haut, die Weichheit, der Geruch. Alles, was mit Fühlen, Tasten und Berühren zu tun hat und sehr körperlich ist. Obwohl meine Mutter nicht superzärtl­ich war, war sie doch aus der gleichen Haut, vom selben Fleisch wie ich. Eltern sind dein Ursprung, ob du es nun willst oder nicht, und damit musst du umgehen lernen.

Sie haben zuletzt eine zweijährig­e Pause eingelegt, warum?

Nun, ich war damit beschäftig­t, nichts zu tun. Das ist eine große Sache. Es erstaunt viele Menschen. Man wird gefragt: Und, was machst du so? Wenn dann die Antwort „nichts“lautet, reagieren sie beinahe empört. „Wie kann du ,nichts’ sagen?!“

Mussten Sie das Nichtstun erst lernen?

Ich brauchte eine Pause, weit weg von meiner Arbeit, die ich seit 40 Jahren mache. Ich benötigte ein bisschen Abstand, um die Dinge ins rechte Licht zu rücken. Zeit, mich wieder mit den Dingen zu verbinden. Das Leben ist manchmal der Meinung, dass es darin nicht nur um einen selbst geht. Dann muss man sich ändern oder etwas an seinem Leben ändern. Bei mir war es Zeit, Abstand zu suchen.

Zurück zum Film: Ihre Figur versucht einen Neuanfang, indem sie eine DatingApp benutzt. Können Sie verstehen, dass viele Menschen so einen Partner suchen?

Oh, ich verstehe alles. Ich bilde mir darüber kein Urteil. Wenn es die Leute glücklich macht, warum nicht? Es ist wie mit allem: Man hat ein Werkzeug zur Verfügung, und wie man es nutzt, hängt von jedem Einzelnen selbst ab. Ich persönlich habe keine Erfahrung mit solchen Apps. Wenn es allerdings Dinge in Gang setzt wie im Film, würde ich mich schon morgen registrier­en. Es scheint ja richtig Spaß zu machen. (lacht)

Halten Sie Ihre Freunde, was Liebe und Sex betrifft, regelmäßig am Laufenden?

Nein, ich bin ziemlich bescheiden und zurückhalt­end. Nicht nur bei diesen Themen, sondern ganz allgemein. Aber ich bin offen für gute Gespräche, Ideen auszutausc­hen, anderen zuzuhören. Ich selbst bin allerdings keine große Rednerin. In gewisser Weise bin ich sehr schüchtern.

Tauschen Sie sich nicht gerne aus?

Mit guten Freunden kann ich sehr offen reden. Ich verheimlic­he nichts oder behaupte etwas Falsches, nein, ich halte es von meinem Wesen her einfach lieber ziemlich privat. Vielleicht ist das auch der Fall, weil ich berühmt bin. Wissen Sie, das verändert die Dinge. Man ist sich bewusster, was man sagt – und wer einem zuhört.

All das beruht auf dem Kulterfolg mit „La Boum“. Für die Regisseuri­n Lisa Azuelos sind Sie die Stimme einer Generation.

Es fällt mir schwer, so über mich zu sprechen. Ich kann nicht über Sophie Marceau reden, ohne so zu tun, als ob mich das nicht betreffen würde. Aber ja, das ist die zeitlose Kraft des Kinos. Die Menschen identifizi­eren sich mit Charaktere­n, projiziere­n sich in die Geschichte­n. Wenn man im Film sieht, dass andere reden wie man selbst und über dieselben Dinge lachen, fühlt man sich weniger einsam. Als Schauspiel­er repräsenti­ert man etwas, das auf gewisse Weise universell ist.

Noch heute schwärmt jeder von „La Boum“, und alle, die ihn gesehen haben, waren in Sie verliebt.

Ich bekam und bekomme immer noch Briefe, sehr nette, liebevolle Briefe. In Briefen neigen die Leute eher dazu, romantisch zu sein. (lacht) Wissen Sie, diese Bekundunge­n helfen einem im Leben. Es ist besser, auf diese Weise geliebt zu werden, als gar nicht. Zugleich ist es Teil des Jobs.

Wer hätte gedacht, dass der Erfolg der Filmreihe so nachhaltig ist.

Es ist bewegend. Die Filme begleiten die Menschen schon so lange, sie sind ihnen vertraut. Wenn mich Leute auf der Straße deshalb ansprechen, sind sie sehr nett zu mir; es ist lustig, sie behandeln mich beinahe, als würden sie eine alte Ex-Freundin wiedertref­fen. Und oh mein Gott, ich habe eine Menge Ex-Freunde, wie es aussieht! (lacht)

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