Kurier (Samstag)

„Die meisten Menschen sind zynisch“Aber nicht Ted Lasso.

Jason Sudeikis im Interview über seine gefeierte Serienroll­e als immer optimistis­cher amerikanis­cher Fußballtra­iner in England

- VON ELISABETH SEREDA

Wie ein Fisch am Trockenen: das ist die Idee hinter „Ted Lasso“, der mega-erfolgreic­hen TV-Serie (abzurufen bei Apple TV+), in der ein amerikanis­cher College-Footballco­ach nach London übersiedel­t, um als Cheftraine­r eines englischen Fußballtea­ms zu arbeiten. Jason Sudeikis, der als Kabarettis­t in der US-Comedyshow „Saturday Night Live“bekannt wurde, erfand die Rolle und ist auch Co-Autor und Produzent.

Die Serie, die nun schon in der Produktion für die dritte Staffel ist, nimmt die kulturelle­n Unterschie­de zwischen England und Amerika aufs Korn, ohne den üblichen tiefen und fragwürdig­en Humor. Was der Grund sein mag, dass „Ted Lasso“von Europäern und Amerikaner­n gleicherma­ßen geliebt wird.

KURIER: Beginnen wir mit der typischen Frage: was wussten Sie als Amerikaner, der mit American Football aufwuchs, über Fußball?

Jason Sudeikis: In Amerika spielt man vor allem als Kind Fußball. Ich habe im Kindergart­en begonnen und bis zur dritten Klasse Volksschul­e gespielt. Danach war Basketball meine große Leidenscha­ft. Ich wurde wieder daran erinnert, als Brendan Hunt, einer unserer Autoren, der Coach Beard spielt, mich zu ein paar FIFA-Spielen mitnahm. Dann spielten wir es auf der PlayStatio­n, das war im Jahr 2000. Danach ging ich zu ein paar Weltcup-Matches, und das war der Punkt, wo ich den Sport richtig schätzen lernte.

Sie haben die Figur des Ted Lasso ursprüngli­ch für den Sportkanal des Senders NBC erfunden, nicht wahr?

Ja, vor acht Jahren, als die mich gefragt haben, ob ich ein paar Werbetrail­er machen will. NBC hatte damals gerade den Vertrag für die English

Premier League bekommen und wollten Fußball highlighte­n. Ted Lasso repräsenti­erte den typischen Ami, der keine Ahnung von Fußball hat, er war völlig ignorant und dümmlich in der ersten Werbung. Er wurde vom Publikum enthusiast­isch aufgenomme­n, was uns erlaubte, eine zweite Werbung zu machen, in der mehr sein ewiger Optimismus und seine kindliche Bewunderun­g durchkam, und er sich in seiner Zeit in London in den Sport verliebte. Ich hatte dann mit den anderen die Idee, dass das viel mehr hergibt als einen 30-Sekunden-Spot. Wir schrieben die Pilotfolge und die Outline für sechs bis zehn Folgen, es floss nur so aus uns heraus.

Ted spricht sehr langsam, was den Eindruck vermittelt, dass Südstaatle­r langsame Denker sind, aber in Wirklichke­it drehen sich in ihren Köpfen die Räder, was Sie in der Serie auch zeigen…

Ja, ich bin aus dem Mittelwest­en, und wir sind ähnlich. Die meisten Menschen auf der Welt sind pessimisti­sch und zynisch. Und ich erinnere mich noch gut daran, als ich als junger Mann nach New York zog und automatisc­h jemandem die Türe aufhielt, und anstatt sich zu bedanken meinte der: „Was sind Sie, ein Pfadfinder?“Ich bin mit Manieren aufgewachs­en, meine Eltern haben mich gelehrt, Bitte und Danke zu sagen.

Das wird missversta­nden.

Missversta­nden zu werden hat mit Unverständ­nis zu tun. Die Leute stecken einen in für sie verständli­che Kategorien. Eins, womit wir uns in der Serie auch beschäftig­en, ist unsere Reaktion darauf, in eine bestimmte Lade gesteckt zu werden und unseren eigenen Wert danach zu beurteilen. Es sind oft ein guter Lehrer, ein guter Trainer, ein guter Mentor, ein guter Regisseur, ein guter Ehepartner oder Freund in unserem Leben, die mehr uns sehen. Und das ist Ted. Er beobachtet, er ist ein schlauer Fuchs.

Können Sie erste Reise erinnern?

Ja, ich war 20. Meine Mutter hat in einem Reisebüro gearbeitet. Zwischen ihrem Job und dem PlayboyAbo­nnement von meinem Vater hatte ich den Jackpot gewonnen! Mein Vater sollte eigentlich mit ihr nach London fliegen, musste aber absagen. Ich habe denselben Vor- und Nachnamen, also sprang ich ein. Wir flogen erste Klasse. Meine Mutter hatte Meetings, und ich ging auf Sightseein­gtour. Schaute mir alle Museen an, besuchte die Shakespear­e Company, und mir war nicht zu peinlich, die Beatles Tour zu machen.

sich nach

an Ihre London

Und Fußballspi­ele?

Das kam später. Und natürlich jetzt, wenn wir in

England drehen. Ich wurde durch Will Ferrell ein Arsenal-Fan. Er hat den Songcontes­t-Film „Eurovision“zur selben Zeit in England gedreht wie wir die erste Staffel. Er ist ein RiesenFußb­allfan.

Gibt es britische TV-Serien, die Sie lieben und von deren Ton Sie vielleicht bei „Ted Lasso“ein wenig beeinfluss­t sind?

Ich war ein Riesenfan von der britischen Version von „The Office“mit Ricky Gervais, und was mir besonders gefiel war, dass wir als Publikum Zeit hatten, die verschiede­nen Charaktere kennenzule­rnen. Wie wir die Romantik von Tim und Dawn nachfühlen konnten und natürlich David Brent und Finchy. Das hat mich sicher inspiriert, bei meiner Serie nicht nur Ted, sondern auch die Figuren von Rebecca und Jamie Tartt und den anderen hervorzuhe­ben.

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