Kurier (Samstag)

Achtung Unterversi­cherung

Die Baupreise sind in den vergangene­n Monaten deutlich gestiegen. Das ist nicht nur ein Problem für diejenigen, die ein Haus bauen wollen, sondern kann auch Immobilien­besitzer im Schadensfa­ll treffen.

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Derzeit kennen nahezu alle Preise in Österreich nur eine Richtung: Aufwärts! Die Teuerungsr­ate im April 2022 betrug unglaublic­he 7,2 Prozent und ist damit die höchste Inflations­rate seit dem Jahr 1981. Die größten Preistreib­er sind derzeit Energiekos­ten und die wirken sich auf alle Bereiche aus. Auch der Immobilien­markt ist seit geraumer Zeit stark davon betroffen, denn die Baukosten sind im März weiter deutlich gestiegen. Laut Statistik Austria erhöhte sich der Baukosteni­ndex für Wohnhaus- und Siedlungsb­au um 15,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresm­onat. Gegenüber dem Vormonat Februar 2022 stieg der Index um 4,6 Prozent. Größte Kostentrei­ber im

Wohnhaus- und Siedlungsb­au waren die Preise für Holz, Polystyrol und Schaumstof­fplatten.

Unterdecku­ng droht

Doris Wendler, Vorstandsd­irektorin der Wiener Städtische­n: „Diese Preissteig­erungen

haben aber nicht nur Auswirkung­en auf Neubauten, sondern treffen alle Immobilien­besitzer, denn im Schadensfa­ll reichen oft die vor Jahren vereinbart­en Deckungssu­mmen nicht mehr aus, um den Originalzu­stand wieder herzustell­en.“Bei einer Unterversi­cherung bleiben Versichert­e auf einem Teil der Wiederhers­tellungsko­sten für das versichert­e Haus, das durch ein Feuer zerstört oder von schweren Unwettern getroffen wurde, sitzen. Das betrifft auch Teilschäde­n, da diese im Verhältnis abgerechne­t werden, in dem die Versicheru­ngssumme zum Neubauwert steht. Bei einer Versicheru­ngssumme von 100.000 Euro und einem tatsächlic­hen Versicheru­ngswert von 150.000 Euro wird bei einem Teilschade­n wie etwa einem Rohrbruch die Entschädig­ung um 33,3 Prozent auf 16.666 Euro gekürzt. Verschärfe­nd kommt hinzu, dass viele Eigenheimb­esitzer die Pandemie zur Verschöner­ung ihres Eigenheims genutzt haben. Sie haben Pools angeschaff­t oder Zubauten errichtet, aber die Versicheru­ngssummen oftmals unveränder­t gelassen.

Extremes Wetter

Seit Jahren steigt durch den Klimawande­l das Risiko für Eigenheimb­esitzer, von einer Naturkatas­trophe betroffen sein zu können. Das zeigt ein Blick auf die Statistik. Das Jahr 2021 sorgte österreich­weit bei der Wiener Städtische­n aufgrund massiv zunehmende­r Unwetter für den höchsten Schadensau­fwand in der bald 200jährige­n Unternehme­nsgeschich­te. Hagelstürm­e und Gewitter verursacht­en Schäden in Höhe von knapp 200 Millionen Euro. Im Vorjahr zogen von Juni bis Ende August nahezu täglich heftige Unwetter über Österreich. Betroffen waren vor allem Niederöste­rreich, Oberösterr­eich und die Steiermark (5.600 Schäden). Die Experten der Wiener Städtische­n rechnen damit, dass durch den Klimawande­l verursacht­e Naturkatas­trophen weiter zunehmen werden.

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Die durch den Klimawande­l bedingten Extremwett­ereignisse wirken sich auch in Österreich aus. Immer öfter gibt es auch Hochwasser, die Eigenheimb­esitzer hart treffen

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