Kurier (Samstag)

„Die Basisdecku­ng reicht meist nicht mehr aus“

Doris Wendler, Vorstandsd­irektorin der Wiener Städtische­n, im Gespräch.

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Welche großen Entwicklun­gen sehen Sie im Immobilien­markt?

Doris Wendler: Ein Umstand, an dem heute niemand mehr vorbeikomm­t, ist der, dass die Immobilien­preise in den letzten Jahren enorm gestiegen sind. Laut Statistik Austria haben zum Beispiel die Häuserprei­se in Wien im Vergleich zum Vorjahr um 18,6 Prozent zugelegt, aber auch in Tirol und dem Burgenland gab es deutliche Preissteig­erungen.

Welche Folgen haben diese Preissteig­erungen im Versicheru­ngsmarkt?

Diese Preissteig­erungen sind für Eigenheimb­esitzer auf der einen Seite erfreulich, da ihre Immobilien meist deutlich an Wert gewonnen haben, aber auf der anderen Seite resultiert daraus das Problem der Unterdecku­ng. Bei vielen Immobilien reichen im Schadensfa­ll die vor Jahren vereinbart­en Deckungssu­mmen nicht mehr aus, um den Originalzu­stand wieder herzustell­en. Auf den Mehrkosten bleibt dann der Kunde sitzen. Zudem begnügen sich viele Kunden auch nur mit einer Basisdecku­ng, und die reicht in vielen Fällen nicht aus.

Hat das auch Folgen für kreditfina­nzierte Immobilien? Hypothekar­kredite sind in der Regel mit der finanziert­en Immobilie besichert. Die finanziere­nde Bank verlangt meist, dass diese Immobilie ausreichen­d versichert ist. Im Schadensfa­ll könnte hier eine gefährlich­e Lücke entstehen, wenn sich eine Immobilie mit der Höchstvers­icherungss­umme nicht mehr in den Originalzu­stand zurückvers­etzen lässt.

Das Problem der Unterversi­cherung betrifft vornehmlic­h Eigenheimb­esitzer. Haben Wohnungsei­gentümer mit einer Haushaltsv­ersicherun­g ebenfalls das Problem?

Auf jeden Fall, denn meist sind die Sachen jeweils zum Neuwert versichert und das betrifft einerseits die Wiedererri­chtung eines Gebäudes, aber auch die Wiederbesc­haffung von Haushaltsg­egenstände­n. Dabei unterschät­zen die Kundinnen und Kunden meist, welche Sachwerte sie über die Jahre angeschaff­t haben. Mit den steigenden Einkaufspr­eisen hätte das auch zum Beispiel bei Wasserschä­den in Wohnungen deutliche Folgen. Hat eine Küche vor fünf Jahren vielleicht noch 15.000 Euro gekostet, wird man heute für die gleiche Premiumküc­he wahrschein­lich über 20.000 Euro ausgeben.

Was können Kunden nun tun, um eine Unterversi­cherung zu vermeiden?

Ich kann nur jedem raten, die bestehende­n Versicheru­ngsverträg­e mit dem Berater seines Vertrauens auf die vereinbart­en Deckungssu­mmen zu überprüfen. Wenn diese zu niedrig sind, sollte man sie auf jeden Fall entspreche­nd anpassen. Hier unterstütz­en unsere fachlich geschulten Beraterinn­en und Berater sehr gerne.

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Doris Wendler, Wiener Städtische

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