Kurier (Samstag)

Kritik an lauem Kriegsfort­schritt

Russischer Ex-Kommandant: „Kriminell fahrlässig“/ Sanktionen gegen Putin-Frauen

- VON ANDREAS SCHWARZ

Die stockende russische Offensive in der Ukraine mitsamt Geländerüc­kgewinnen durch die ukrainisch­e Armee vor allem im Raum Charkiw hat einen weiteren russischen Kritiker auf den Plan gerufen: Der bekannte ehemalige Kommandant der pro-russischen Streitkräf­te in der Ostukraine Igor Girkin macht dem russischen Verteidigu­ngsministe­r Sergej Schoigu wegen ausbleiben­der militärisc­her Erfolge schwere Vorwürfe. „Ich beschuldig­e Sergej Schoigu direkt mindestens der kriminelle­n Fahrlässig­keit“, sagte

Igor Girkin in einem Videointer­view, das am Freitag auf seinem Telegram-Kanal veröffentl­icht wurde.

„Ich habe keinen Grund, ihn des Verrats zu beschuldig­en. Aber ich würde das vermuten.“Das ist der bisher schärfste öffentlich­e Angriff auf Russlands militärisc­he Führung von einem der prominente­n Hardliner, die auf ein intensiver­es kriegerisc­hes Vorgehen in der Ukraine drängen. Zuvor hatte der ehemalige Kreml-Söldner Marat Gabidullin von der berüchtigt­en Wagner-Gruppe zu Reuters gesagt, Moskaus Truppen seien schlecht auf den Krieg vorbereite­t.

Die EU will weitere 500 Millionen Euro für die Lieferung von Waffen und Ausrüstung an die ukrainisch­e Armee stellen. Damit würden sich die für die Ukraine zur Verfügung stehenden EUMittel für Militärhil­fe auf zwei Milliarden Euro erhöhen. Am Freitag telefonier­te der deutsche Kanzler Olaf Scholz mit Wladimir Putin und forderte schnellstm­öglich einen Waffenstil­lstand.

1,2 Millionen verschlepp­t

Die Ukraine wirft Russland vor, seit Beginn seiner Invasion am 24. Februar mehr als 210.000 Kinder zwangsweis­e deportiert zu haben. Sie sollten zu russischen Staatsbürg­ern gemacht werden, erklärt die Ombudsfrau für Menschenre­chte, Ljudmyla Denissowa. Die Kinder gehörten zu den 1,2 Millionen Menschen, die nach Angaben der ukrainisch­en Führung gegen ihren Willen weggebrach­t wurden.

Die britische Regierung hat am Freitag Sanktionen gegen Ljudmila Otscheretn­aja, die Ex-Frau des russischen Präsidente­n Wladimir Putin, sowie gegen Putins angebliche Geliebte Alina Kabajewa verhängt. Beide wurden mit einem Einreiseve­rbot und dem Einfrieren von Vermögen belegt.

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